18.09.2014  Grenzübertritt nach Turkmenistan
Die Grenze zu Turkmenistan ist nur 50 km entfernt. Wir fahren um 7.30 los um möglichst weit vorne zu stehen wenn das Grenztor geöffnet wird. Unterwegs begegnen wir freundlichen Menschen, welche uns zuwinken. Auch in Uzbekistan freut man sich uns zu sehen. Kurz vor der Grenze stellen wir uns in Reihe auf, der Wagennummer folgend, weil dies den Übertritt beschleunigen soll, da die Grenzbeamten bereits eine Liste mit allen relevanten Daten der Fahrzeuge und Reisenden bekommen haben.
Dann beginnt die Warterei welche uns fast den ganzen Tag nichts Gescheites tun lässt. Wenigstens dürfen wir aussteigen. Im übrigen ist Kaffeetrinkren und Lesen angesagt. Aber etwa jede halbe Stunde geht es wieder zwei Fahrzeuge vorwärts.
Dann kommt die usbekische Grenze, durch welche wir ausfahren. Die Einfuhrpapiere des Fahrzeuges müssen abgegeben werden und ein Ausreisestempel wird aufs Visum gedrückt. Dann kommen noch zwei Beamte welche ins Fahrzeug schauen wollen. Sehen sie nach ob wir jemanden herausschmuggeln wollen oder ist es blosse Neugier? Wir wissen es nicht. Jedenfalls sind wir hier durch und jetzt geht es ein paar Kilometer durchs "Niemandsland".

Vor der Genze zu Turkmenistan stehen wir wieder weil die nur jeweils zwei Fahrzeuge aufs Mal abfertigen wollen. Dann sind wir dran. Wir fahren durch ein Desinfektionsbecken um zu verhindern, dass das Fahrzeug "etwas" einschleppt (was der Wind ohnehin tut!).
Dann kommt wieder der ganze undurchsichtige Papierkram. Ich eile von Büro zu Büro während Vreni nach der Passkontrolle zusammen mit den anderen Beifahrerinnen auf uns Fahrer wartet.
Im Auto sitzend beobachte ich (mit Kamera, was eigentlich verboten ist), wie das Fahrzeug nebenan untersucht wird. Ein Beamte klopft allfällige Hohlräume und die Reifen ab. Ein andere steigt in den Schacht hinunter und untersucht die Unterseite. Weitere zwei steigen ins Innere und verbleiben dort so lange, dass ich mich frage, was es da alles zu überprüfen gibt.
Später dann, als ich dran bin, weiss ich, dass sie wirklich alles und überall nachsehen. Selbst die Matratzen muss ich anheben, sodass der Blick darunter frei wird. Bad und Kühlschrank interessieren genauso wie alle die Oberschränke. Zum Glück sehen sie die zwei Bodenklappen nicht sonst hätte ich die auch noch ausräumen müssen.
Dann kommt noch der hintere Stauraum dran. Ich muss fast alles ausräumen, damit die zwei Alukisten mit Kleidern und Lebensmittel untersucht werden können.
Groteskerweise will einer auch den Tagesrucksack untersuchen und fördert eine Toilettenpapierrolle und Taschentücher hervor, welche er hochhebt, damit sein Chef dies sieht. Was sonst noch im Gaskasten vorhanden war haben sie nicht bemerkt.
Wiedereinmal erkenne ich, dass im Untersuchen keine Systematik sondern Neugierde liegt.
Endlich sind wir durch und fahren nach Dashoguz weiter.
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19.09.2014  Dashoguz
Dashoguz liegt etwa 30 km nach der Grenze und ist die zweitgrösste Stadt Turkmenistans. Wichtige Wirtschaftszweige der Stadt sind die Leicht- und die Nahrungsmittelindustrie sowie die Elektrotechnik. In der Umgebung wird Baumwolle angebaut. Dashoguz besitzt einen Regionalflughafen.
Bei der Einfahrt bekommen wir einen ersten Eindruck vom Gigantismus des Städtebaus. Die meisten wichtigen Gebäude sind neu erstellt und mit Marmor verkleidet. Selbst alte Gebäude aus der Sovietzeit wurden renoviert und die alte Fassade mit Marmor aufgepeppt.
Wir stehen vor dem Hotel Uzboy und haben Strom und Wasser zur Verfügung.

Um 19 Uhr treffen wir in der Lobby einen Geldwechsler. Hier wird nur "schwarz" gewechselt. Der Kurs auf den staatlichen Banken ist 3 - 5-mal schlechter! Wir wechseln vorerst mal 100 US$ und bekommen dafür 520 Manat. Das meiste Geld werden wir für Diesel brauchen, obwohl der Dieselpreis  bei -.30 Fr./lt liegt. Bei der Einreise mussten wir eine Taxe von 191$ leisten, welche sich aus Abfertigungsgebühren und Treibstoffpauschale zusammen setzt. Dafür kostet dann der Sprit fast nichts.
Später besuchen wir das Hotelrestaurant. Die Auswahl an Speisen beschränkt sich auf Schaschlik mit Pommes und Salat oder Suppe. Vreni entscheidet sich für Schaschlik und Salat, ich bestelle eine Gemüsesuppe mit Fleisch.
Um die lange Geschichte kurz zu machen: in der Zwischenzeit wird das Restaurant von einer Fussballmannschaft gestürmt und es dauert fast 2 Stunden bis wir unser Essen bekommen. Inzwischen hat die Küche auch vergessen was von den Bestellungen schon ausgeliefert wurde und so fehlt bei fast jedem etwas. Nachdem das Fleisch und der Salat gegessen sind kommen noch die Pommes!
Einige haben den Speisesaal frustriert verlassen, für uns aber war es eine "Bereicherung" weil wir heute Turkmenistan authentisch erleben durften ;-).

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus durch die Stadt um einen Überblick von der Protzerei zu gewinnen. Der Bazar, auf welchem wir am Ende der Tour noch Einkaufen können ist ebenfalls sehr aufgeräumt - keine Spur von Orientalität!
Wir stehen auf dem Parkplatz, startbereit, warten aber noch bis es 14 Uhr ist. Vor uns gehen Schülerinnen in der traditionellen Schülerbekleidung vorbei.
Für Schüler und Studenten ist es Pflicht, die vorgeschriebene Bekleidung zu tragen. Jungs tragen einen schwarzen Anzug mit weissem Hemd und Kravatte und die Mädchen tragen ein grünes Kleid mit Mütze. Dazu gehören auch  lange schwarze Zöpfe, und wer keine hat, muss welche kaufen und unter der Mütze befestigen. Für Studentinnen gilt das gleiche, nur ist die Bekleidung rot.
Dann geht es weiter nach Köneurgench.

Fast hätte ich es vergessen: in Turkmenistan stehen wir unter strikter Kontrolle. 3 - 4 staatliche Angestellte begleiten uns während der ganzen Fahrt durchs Land. Ein Auto führt die Gruppe an und ein zweites bildet den Schluss. Die Abfahrtszeit zwischen 14 und 14.30 ist strikte einzuhalten. Das Verlassen der vorgegebenen Route, also zum Beispiel ein abgelegenes Dorf besuchen, ist nicht erlaubt. Wenn man trödelt beim Fahren kann es sein, dass man ermahnt wird.
Dass es nicht so heiss gegessen wird wie gekocht, haben wir gleichentags am eigenen Leib erfahren. Wir befinden sich im hinteren Teil der Gruppe und fahren um die Mittagszeit in eine Nebenstrasse. Während des Essens sehe ich plötzlich, dass das eine Begleitfahrzeug am Strassenrand abgestellt ist. Nachdem wir fertig  gegessen haben, bringe ich dem Mann ein paar Minor-Schöggeli. Dabei sehe ich, dass er auf dem Rücksitz am Essen ist. Er fühlt sich etwas ertappt, bedankt sich aber höflich. Nach einer Weile fährt er etwa 200 Meter weiter um wieder anzuhalten und auf uns zu warten. Danach folgt er uns  mit Abstand für den Rest der Strecke.
20.09.2014  Köneurgench
Wir stehen auf dem Parkplatz vor einem Mausoleum, einem angeblich heiligen Ort. Deshalb werden wir ermahnt, uns möglichst ruhig zu verhalten und nicht im Freien zu sitzen.
Beim Mausoleum treffen auf ein paar Pilgerinnen. Sie gehen einmal ums Mausoleum herum und danach binden sie farbige Tücher an einen Baumstrunk bei einer Totenstätte. Für Gläubige gilt, dass durch einen Umgang alle Sünden gelöscht würden. Darum reisen viele Moslems aus dem ganzen Land hierher.
Nach dem Besuch der Anlage treffen weitere Autos mit Pilgern ein. Zu unserer Überraschung werden auf dem "heiligen Parkplatz" vnn Männern die Autos geputzt und lautstark diskutiert. Da sieht man, wie die Auflagen und Vorstellungen der Kontrollstellen von der Realität abweichen.
Turkmenistan
Nahezu 95 % der Landfläche werden von der Wüste Karakum eingenommen, die sowohl aus Sand- als auch Geröllwüstengebieten besteht. Im Westen erstrecken sich die Hochebene von Türkmenbasy und der Grosse Balkan (1880 m). Dieser fällt in Richtung Süden zum Karakum-Kanal ab, auf dessen anderer Seite die Landschaft in das Kopet-Dag-Gebirge übergeht, das sich grösstenteils im Iran befindet, in Turkmenistan im Berg Reza 2942 m und im Iran 3191 m Höhe erreicht. Während Richtung Südosten nach Afghanistan noch einige Ausläufer des Gissargebirges aufragen, befindet sich der höchste Berg des Landes, der Aýrybaba (3139 m), an der östlichen Grenze zu Usbekistan.
Es herrscht überall kontinentales Klima mit extrem heissen und trockenen Sommern und kalten Wintern.
Als südlichste Region der ehemaligen Sowjetunion hat Turkmenistan die mit Abstand höchsten Temperaturen in Zentral-Asien, doch da es selbst im Sommer eine niedrige Luftfeuchtigkeit hat, ist die Hitze erträglicher. Im Süden ist das Klima etwas weniger kontinental als im Norden, und die Temperaturen fallen selten unter -5 °C. Die nördlichen Bereiche an der usbekischen Grenze können im Winter bis zu -20 °C kalt werden.
Bis 1894 hatte das Russische Reich die Herrschaft über Turkmenistan erlangt. Der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Saparmyrat Nyýazow, führte den Staat bis zu seinem Tod im Dezember 2006 als Staats- und Regierungschef mit Hilfe des Militärs und eines sehr starken Geheimdienstes äusserst rigoros und etablierte dabei einen allgegenwärtigen Personenkult. Ende 1999 ließ sich Nyýazow durch das Parlament zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen. Die Opposition wurde zunehmend unterdrückt. Im Jahr 2003 liess er sich von seinem Ministerkabinett zum Propheten ausrufen.
Nyýazow liess auch Theater und Oper verbieten, ebenso das Rauchen in der Öffentlichkeit und die freie Wahl von Studienfächern. Eines seiner Bücher - die Ruhnama - bestimmte er zur offiziellen Pflichtlektüre für sein Volk. Überall wurden Statuen von ihm, seinem Vater und seiner Mutter aufgestellt. In der Hauptstadt entstanden luxuriöse Repräsentationsbauten und grosszügige Plätze.Gleichzeitig reduzierte der Türkmenbasy („Führer der Turkmenen“), wie sich Nyýazow nennen liess, die Sozialausgaben des Staates. 2004 wurden 15'000 Hospitalangestellte entlassen und durch Wehrpflichtige ersetzt. Nyýazow plante alle Krankenhäuser im Land zu schliessen, bis auf eines in der Hauptstadt. Anfang 2006 wurden auch die Renten und Behindertenzuschüsse drastisch gekürzt. Am Ende von Nyýazows Herrschaft waren sämtliche Oppositionsparteien verboten, die meisten Oppositionspolitiker ins Ausland geflohen.
Der Inhaber des Staatspräsidentenamtes ist zugleich Staats- sowie Regierungschef und ist mit weitreichenden, nahezu diktatorischen Vollmachten ausgestattet. Laut Verfassung wird er auf fünf Jahre direkt vom Volk gewählt. Er bestimmt die Richtlinien der Politik, verfügt über ein uneingeschränktes Verordnungsrecht und ernennt die Mitglieder der Regierung.
Der gegenwärtige Präsident ist Gurbanguly Berdimuhamedow, der im Dezember 2006 nach dem Tod Nyýazows die Macht übernahm. Er wurde im Februar 2007 ins Amt gewählt und im Februar 2012 als Präsident bestätigt.

In Turkmenistan sind Gas, Elektrizität, Wasser und Salz für die Bevölkerung kostenlos. Trotzdem versank die Bevölkerung in der Ära Nyýazow zunehmend in der Armut, während die Korruption grassierte und der Staat sich einen bizarren Personenkult um den Präsidenten leistete. Immerhin hat der Nachfolger Nyýazows im Präsidentenamt vorsichtige politische, wirtschaftliche und soziale Reformen begonnen.

Turkmenistan besitzt eines der grössten Erdgasfelder der Welt. Das South Yolotan-Osman Field in der Nähe der afghanischen Grenze enthält förderbare Reserven von 4 bis 14 Billionen Kubikmeter Erdgas. Mit 4 Billionen Kubikmetern wäre es eines der zehn grössten Felder und mit 14 Billionen Kubikmetern das grösste an Land befindliche Gasfeld der Welt.