15.09.2014  Von Buchara nach Khiva
Für heute werden uns 2 verschiedene Ziele angeboten. Zum einen kann man direkt nach Khiva fahren und dort während 3 Tagen stehen um die Stadt zu besichtigen. Zum andern bietet sich aber an, eine Nacht bei der Wüstenfestung Ayaz Qala zu verbringen und dort die antiken Bauten besichtigen.
Nachdem wir uns in den vergangenen Tagen aber immer wieder mit anstrengenden und für Vrenis Rücken belastenden Strassenverhältnissen auseinandersetzen mussten, ziehen wir es vor, die angeblich schlechte Strecke zur Wüstenfestung zu meiden und direkt nach Khiva zu fahren. An dem zusätzlichen freien Tag werden wir uns bestimmt gut erholen. Auch heute überraschen uns die Strassen wieder: wir fahren dutzende von Kilometern auf guter Strasse und plötzlich kommt ein Schlagloch, in welchem ein ganzes Rad versinken könnte. Da wird man gleich wieder HELLWACH! Was zuerst als harmlose Sandverwehung aussieht, entpuppt sich als eine Reihe von grossen Schlaglöchern, in welchen der verwehte Sand hängen bleibt. Für Abwechslung ist also gesorgt.

Gegen Mittag halten wir bei einer Oase. Ingrid, Horst und Fritz sitzen bereits an einem Tisch und sind beim Essen.  Ihrer Empfehlung folgend bestellen wir auch die ganz frisch gebackenen Teigtaschen und Salat. Die Teigtaschen sind heiss und ganz knusperig - ein Leckerbissen - und so bestellen wir noch eine weitere. Später, als der Geruch von gebratenem Schaschlik zu uns hinüberweht, bestellt Vreni noch einen für sich, nicht dass sie noch hungrig wäre, aber der Duft ist so verlockend. Unglücklicherweise ist vor kurzem ein Bus mit Reisenden angekommen, welche alle bereitstehenden Spiesse für sich bestellen und darum warten wir eine halbe Stunde bis Vreni endlich ihren Spiess bekommt. Dann fahren wir nach einer langen und erholsamen Pause wieder weiter.
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Im Laufe des Nachmittags ändern wir unsere Meinung und fahren trotzdem nach Ayaz Qala, nicht zuletzt auch, weil der Umweg nicht länger als die direkte Strecke ist. Wir kommen durch ein paar kleine Orte, weitab vom grossen Verkehr, und sehen manches, was man von der Hauptstrasse aus nicht sehen kann. Bei jedem Haus stapelt sich das Heu und in den Gärten wird Gemüse gepflanzt. Auf den Feldern ist die Baumwollernte im Gang. Von den Büschen kommt sie in die Tragtücher der Pflückerinnen und von dort auf grosse Haufen am Feldrand. Später werden sie mit Lastwagen zu den Sammelstellen gebracht, wo sie sich haushochstapeln und darauf warten, bis sie in Ballen gepresst abtransportiert werden.
Dann erscheint am Horizont ein Hügel und je näher wir kommen desto klarer wird die Sicht auf die Festung. Die Strasse endet am höchsten Punkt und wir stellen uns auf den Platz eines Jurtencamps wo wir über Nacht bleiben können. Zur Festung sind es etwa 500 Meter zu Fuss durch den Sand. Aber zuerst richten wir uns einmal ein.

Später, gegen 19 Uhr, die Sonne ist bereits am untergehen, besteigen wir den Hügel zur Festung. Die alten Mauern sind ins Rot der untergehenden Sonne getaucht und die Stimmung ist beispiellos. Wir setzen uns auf die aus gestampftem Lehm erstellten Ruinen, welche schon seit mehr als 2'000 Jahren der Witterung ausgesetzt sind und noch immer nicht verschwunden sind.
16.09.2014
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf um den Sonnenaufgang zu bewundern. Aber ohne dass wir es gemerkt haben, ist die Sonne schon lange vorher hinter dem Hügel aufgegangen. Trotzdem steigen wir nochmals hoch. Die warmen Farben von gestern Abend sind sind einem kalten Braun/Grau gewichen. Unterwegs treffen wir auf ein paar der wenigen Tiere, welche im heissen Wüstensand leben.

Nach einem reichhaltigen Frühstück und einem letzten Blick auf die wunderbare Szenerie fahren wir los Richtung Khiva. Für die vor uns liegenden 120 km brauchen wir gegen 3 Stunden. An einem der zahlreichen Kontrollposten muss ich wiedereinmal aussteigen und uns mit den Pässen registrieren lassen. Da frage ich mich schon manchmal warum immer wieder mal eine Polizist darauf besteht und die meisten anderen uns unbesehen durchlassen. Vor allem dann, wenn der betreffende Beamte kein Englisch kann und jeden Buchstaben in unseren Ausweisen einzeln "abzeichnen" muss.

In Khiva haben wir einen grosszügigen Platz. Im angrenzenden Hotel hat es sogar einen Pool im Freien, welchen wir von morgens 8 bis 23 Uhr kostenlos benutzen dürfen - das ist Vrenis Paradies!.
Dann verschwindet die Sonne am Horizont und wir kehren bei einsetzender Dunkelheit zu unserem  Daheim zurück
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17.09.2014  Khiva
Von unserem Platz am Südtor sind es nur wenige Schritte bis in die Altstadt. Ein ersten kurzer Spaziergang am Morgen offenbart uns einiges der Schönheiten dieser Stadt. Wir treffen auf Familien, welche im Freien leben und sogar auf ihren grossen, mit Teppichen belegten "Betten" die Nacht im Freien verbringen. Handwerker sind bereits an der Arbeit und die Kinder spielen in den engen Gassen.
Unter der Leitung einer kundigen Führerin, welche auch ausgezeichnet Deutsch spricht, besuchen wir Mausoleum um Mausoleum und Moschee um Moschee. Endlich ist Mittag und wir setzen uns unter freiem Himmel in ein Restaurant. Die Auswahl an Speisen ist gross und nur Dank der Hilfe von Kristina finden wir uns in der russischen Karte zurecht.
Dann geht es wieder weiter, Die Führerin hat ein Einsehen und verschont uns vor weiteren Moscheen und Mausoleen.
Zur Abwechslung steigen wir auch einmal auf ein Dach um die Aussicht über die Stadt zu geniessen. Hier, von oben betrachtet, sieht sie aus als wäre alles noch gleich wie vor hunderten von Jahren. Aber in der neueren Zeit sind viele Gebäude restauriert und somit vor dem Zerfall bewahrt worden.
Khiva (auch Chiva) ist eine Oasenstadt im Nordwesten Usbekistans in der Provinz Xorazm mit etwa 100'000 Einwohnern Die Stadt liegt westlich des Amudarja an der alten Seidenstrasse. Sie besitzt Textilindustrie, unter anderem Teppiche, und historische Bauten.

Geschichtlich kam der Stadt durch ihre Lage am Verbindungsweg zwischen Indien und Europa stets eine strategische Bedeutung zu. Im 6. Jahrhundert n.Chr. gegründet, wurde Khiva 712 im Laufe der islamischen Expansion von arabischen Streitkräften erobert, was zur Verbreitung des Islam führte.
Im 10. Jahrhundert war Khiva bereits eine bedeutende Handelsstadt in Choresm. Der arabische Reisende und Geograph al-Maqdisi, der das Land im gleichen Jahrhundert bereiste, schrieb: „Khiva liegt am Rande der Wüste. Es ist eine grosse Stadt mit einer bedeutenden Freitagsmoschee“.
1220 eroberten die Heerscharen Dschingis Khans und 1388 diejenigen Timur Lenks die Stadt. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt Khiva Hauptstadt des 1511 in Choresmien gegründeten Khanat Khiva , dem Nachfolgestaat des alten historischen Reiches Choresm.
Bei den häufigen Belagerungen wurden die Befestigungsanlagen der Stadt häufig zerstört. Letztmals geschah dies im Jahre 1740, als Khiva vom persischen Schah Nadir erobert und das Khanat für kurze Zeit Bestandteil des Perserreiches war.

Aufgrund der Entdeckung von Gold am Oxusufer in der Regierungszeit Peter I. von Russland (1682-1725) startete eine bewaffnete 4'000 Mann starke Handelsexpedition in das Gebiet unter Führung von Prinz Alexander Bekowitsch-Tscherkasski. Als sie Khiva erreicht hatten, gewährte der Chan ihnen in angeblich friedfertiger Absicht Einlass in die Stadt, lockte sie aber damit in einen Hinterhalt. Bis auf wenige Überlebende wurde die gesamte Expedition inklusive Prinz Bekowitsch-Tscherkasski vernichtet. Peter der Grosse, der in Kriege mit dem Osmanischen Reich und Schweden verwickelt war, unternahm nichts.
Zar Paul I. von Russland unternahm ebenfalls einen Versuch, die Stadt zu erobern, scheiterte aber und musste sich zurückziehen. Zar Alexander I. liess der Stadt Ruhe, die Zaren Alexander II. und Alexander III. unternahmen erneut verschiedene Eroberungsversuche.
Im Jahre 1873 schliesslich wurde Khiva von russischen Truppen eingenommen. Seit 1924 war die Stadt Teil der Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik innerhalb der Sowjetunion, seit 1991 gehört sie zum souveränen Staat Usbekistan. 1997 feierte Usbekistan das 2500-jährige Bestehen der Stadt Khiva .

Die Altstadt enthält mehr als 50 historische Monumente und 250 Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Vereinzelte Bauten sind noch wesentlich älter, so die Moschee Djuma, die im 10. Jahrhundert errichtet wurde und von 1788 bis 1789 neu errichtet wurde. Spektakulär sind die mit Zinnenornamenten verzierten Ziegelmauern und die vier Eingangstore, wo sich jeweils eines an jeder Seite der rechteckigen Festung befindet.
Es wird angenommen, dass das Fundament aus dem 10. Jahrhundert stammt. Die zehn Meter hohe Festungsmauer stammt hingegen aus dem 17. Jahrhundert.