14.10.2014   Zum Kaspischen Meer
Wir verlassen Teheran früh am Morgen um dem Berufsverkehr auszuweichen. Dabei kommt uns entgegen, dass wir an der südlichen Peripherie stehen und eigentlich nur noch auf die Ringstrasse Richtung Westen müssen. "Eigentlich" bedeutet, dass wir dann die falsche Abfahrt genommen haben und dass wir uns jetzt im Osten der Stadt befinden. Glücklicherweise geht aber von hier aus ebenfalls eine Strasse Richtung Norden zum Kaspischen Meer. Sie ist zwar als Nebenstrasse deklariert, aber aus Erfahrung erwarten wir hier auch eine gut befahrbare Strasse. Unterwegs sehen wir bereits die ersten schneebedeckten Berge vor uns. Die Abkühlung in der Nacht hat die Gipfel verzuckert. Damit sind wir nach 40 Grad im Süden nach nur einer Woche im Herbst angekommen.

Inzischen hat der Verkehr zugenommen und wir kämpfen uns durch den Verkehr. Die dreispurige Strasse wird mit 4, manchmal sogar mit 5 Spuren gefüllt. Wenn dann noch ein Lastwagen von hinten kommt, sind die Aussenspiegel oft gefährdet. Meist halte ich mich in der linken Spur auf, so muss ich mich nur nach Rechts konzentrieren. Schwierig wird es aber, wenn ich rechts abbiegen und mich durch alle Spuren hindurch kämpfen muss. Da muss Vreni hat manchmal die Hand aus dem Fenster halten und so funktioniert es meistens gut. Warum nicht die rechte Spur? Weil da immer wieder Autos geparkt sind oder Lastwagen stehen, welche am Abladen sind. So müsste ich immer wieder die Spur wechseln und würde kaum vorwärts kommen.
Jedenfalls haben wir und das Womo das Getümmel heil und ohne Feindberührung überstanden. Schade, vor lauter Konzentration haben wir keine Fotos gemacht.

Die weitere Fahrt führt uns über die Hügel im Norden der Stadt in ein tiefes Tal dahinter. Offensichtlich ist das der Naherholungsraum der Städter, jedenfalls gibt es hier allerlei Freizeitanlagen. Dann steigt die Strasse an und führt uns durch Schluchten mit überhängenden Felsen weiter ins Gebirge und durch Dörfer, welche durch mondäne und moderne Bauten aller Art auffallen. Hier residiert offensichtlich die teheranische Oberschicht. Die Hänge sind auch von Skipisten und Sesselbahnen durchzogen. In ein paar Wochen, wenn der Schnee liegt, geht hier die Wintersaison los. Dann errreichen wir die Passhöhe, direkt unterhalb der Schneegrenze.

Wir machen einen kurzen Halt und trinken Tee. Auf einem Holzofen, inmitten des Parkplatzes haben Menschen ihre Verkaufsbuden aufgeschlagen und bieten nebst Tee auch Suppe an. Die Temperatur ist mittlerweise um 5 Grad und wir verziehen uns rasch wieder ins WoMo.
Die Fahrt nach unten führt uns über steile Serpentinen und jetzt wird uns klar, warum diese Route von der Reiseleitung trotz der landschaftlichen Schönheit nicht favorisiert wurde.
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Nach dem Überqueren des nächsten Passen, dem Kandovan mit seinen 3'200 Metern gehts nur noch abwärts.
Mittlerweile ist es Mittag geworden und die Schülerinnen und Schüler verlassen die Schule um nach Hause zurückzukehren. Am Rande eines durch Neubauten und mit Mauern parzellierten Hanges machen wir Mittagshalt. Ich packe den Grill aus und brate iranische Hamburger, welche wir im Tiefkühlfach mitgenommen haben, während Vreni auf dem Herd Spiegeleier und Rösti knusprig brät.

Nach diesem heimatlichen Mittagessen nehmen wir den Rest der Strecke unter die Räder, fahren durch Wälder, in denen an vielen Orten Maiskolben und Shisha-Wasserpfeifen angeboten werden. Scheinbar begeben sich meist junge Leute hierher um auf den Sitzbetten Shisha zu rauchen.
Dann erblicken wir das Kaspische Meer und fahren zu unserem Stellplatz, direkt am Ufer gelegen.

Den Abend beschliessen wir mit Fische essen in einem nahegelegenen Restaurant.
15.10.2014
Wir stehen in der Dämmerung auf weil wir den Fischern beim Hineinziehen des Netzes zuschauen wollen.
In der Nacht haben die Fischer ein Netz ausgelegt. Dieses ist etwa 2 Kilometer lang und vielleicht 10 Meter breit. An der einen Längsseite läuft ein Seil mit Schwimmkörper entlang, die andere sinkt ab. Es wird in einem Boden aufs Meer ausgebracht. Beide Enden enden bei zwei Traktoren, welche ihrerseits mit starken Tauen am Ufer verankert sind.
Beim Einbringen des Netzes gehen die Fischer mit einem anderen starken Tau etwa 100 Meter ins Wasser hinaus und befestigen das Ende am Seil mit den Schwimmkörpern. Dann wird das Netz mittels des Taus über eine Walze am feststehenden Traktor hineingezogen. Dies geschieht gleichzeitig bei beiden Traktoren, welche etwa 300 Meter auseinander stehen. So wird das Netz nach und nach zum Ufer hingezogen. In der Endphase, wenn das Netz nur noch ein paar Meter vom Ufer entfernt ist, halten ein Dutzend Fischer den Rand des Netzes hoch um den inzwischen wild springenden Fischen die Flucht zu verunmöglichen. Dann wird der Netzinhalt auf den Sandstrand ausgeleert und von dort eingesammelt und in bereitstehende Kisten verladen.
Bereits hier wird entschieden, welcher der inzwischen eingetroffenen Händler welchen Fischbehälter erwirbt.

Während der letzten Phase ist ein Fisch an Land gesprungen und Vreni hat diesen beherzt in die Hand genommen und mit einem Stecken erschlagen und ausgenommen - genau so wie es Otti, ihr Vater, ihr gezeigt hat. Die ganze Aktion hat erstaunte und unverständliche Blicke der anwesenden Männer zur Folge.
<Was macht wohl die Frau (mit Kopftuch) mit dem Fisch?>
Klar, die Fischer lassen hier wie überall die Fische einfach "verrecken".

Der Strand ist katastrophal verdreckt. Überall liegen Plastikflaschen, Essensreste und anderen Unrat herum. Einerseit wird mit dem Wind und mit den Netzen Müll aus dem Meer an den Strand geworfen, aber die Hauptursache ist das Verhalten der Bevölkerung. Es wird uns gesagt, dass in diesem Landesteil vorwiegend Azerbaijaner leben, welche sich diesbezüglich von den Iranern unterscheiden würden.

Dann folgen wir, zusammen mit Ingrid und Manfred, den Fischhändlern zu deren Schuppen und wollenVrenis und einen weiteren Fisch kaufen. Aber Vrenis Fisch wird zu den anderen auf den Boden geworfen, wo sich die meisten immer noch bewegen. Diesen Fisch will man uns also nicht verkaufen sondern man gibt uns zwei andere. Dann bietet man uns noch das Ausnehmen und Schuppen an.
Dies soll unser Mittagessen werden.

Um 10 Uhr fahren wir weiter Richtung Bandar Anzali, auch am Kaspischen Meer gelegen.
16.01.2014
Die Weiterfahrt entlang der Küste ist unspektakulär. Alles ist verbaut. Wir befinden uns im wohlhabenden Teil Irans. Die Häuser sind zwar immer noch meistens aus Lehmziegeln gebaut aber längst nicht mehr so ärmlich. Zwischendurch treffen wir sogar auf mehrstöckige Häuser und sogar Villen. Von der Küste ist so gut wie nichts zu sehen. Kilometerlange Streifen sind vom Militär eingezäunt und somit ist uns der Zugang nicht möglich. Entlang der Grenze zu Azerbaijan fahren wir an Stacheldrahtzäunen und Wachttürmen vorbei.

Für unseren Mittagshalt fahren wir etwas von der Strasse weg. Aber während dem wir kochen und essen tauchen plötzlich Soldaten mit Rakrohr und MPs auf. Sie winken freundlich. Später folgt dann noch ein Geländefahrzeug des Roten Halbmonds. Mit Freude nehmen sie unsere Infokarte über unsere Reise an.
17.10.2014   Tabris
Heute fahren wir weg von der Küste nach Tabris.
Wir stehen auf dem Parkplatz des Freizeitparkes "El Goli". In unmittelbarer Nähe befindet sich eine kleine Moschee. Vom Parkplatz aus sieht man sie zwar nicht, aber "aufgeschreckt" durch den Ruf des "Muezzin" werden wir darauf aufmerksam. Mittlerweile ist kaum mehr ein echter Muezzin beim Gebetsruf zu sehen oder zu hören. Überall sind Lautsprecher installiert und der Ruf erfolgt ab Speicher. Heisst das, dass die Gebetsrufer inzwischen auch 5-Tage-Woche unhd geregelte Arbeitszeiten haben? Das Unangenehme daran ist aber, dass die Lautsprecher erheblich lauter sind als die Rufer und man darum, selbst wenn das Minarett weit entfernt steht, bereits um 5 Uhr geweckt wird.



Kaspisches Meer
Das Kaspische Meer ist der grösste See der Erde. Es liegt in West-Asien und im äußersten Osteuropa ohne natürliche Verbindung zu den Ozeanen innerhalb der großen Aralo-Kaspischen Niederung. Im Norden grenzt es an Russland und Kasachstan, im Osten an Turkmenistan, im Süden an den Iran und im Westen an Aserbaidschan. Es ist - je nach Definition - Teil der Grenze von Europa und Asien und zerteilt somit Eurasien in zwei Kontinente.

Die Fläche des Kaspischen Meeres beträgt 386'400 km², damit ist es die grösste von Land umschlossene Wasserfläche der Erde beziehungsweise deren grösster See. Die Fläche des Kaspischen Meeres entspricht ungefähr der Fläche von Deutschland und Belgien oder auch der Ostsee ohne das Kattegat. Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 1200 km, seine West-Ost-Ausdehnung umfasst 435 km (im Mittel 300 km). Während der grosse Nordteil im Mittel nur etwa 6 m tief ist, beträgt seine tiefste Stelle im Süden 995 m. Weil seine Wasseroberfläche 28 m unter dem Meeresspiegel liegt, befindet sich dieses Tiefenmaximum 1023 m unter dem Meeresspiegel und ist damit die zweittiefste natürliche Depression der Erde nach dem Baikalsee, dessen Seegrund sich 1182 m unter dem Meeresspiegel befindet.

Das Kaspische Meer besitzt keine natürliche Verbindung zu den Ozeanen. Es ist damit ein See und trägt die Bezeichnung „Meer“ nur aufgrund seiner Grösse und des Salzgehalts des Wassers. Über die Wolga, den Wolga-Don-Kanal und den Don besteht aber eine schiffbare Verbindung über das Asowsche Meer zum Schwarzen Meer.
Am Abend feiern wir im Restaurant des Goli-Parkes Ingrids Geburtstag und den Abschied von unseren beiden iranischen Führern. Das Restaurant befindet sich innerhalb eines künstlichen, quadratischen Sees. Sirous kehrt nach Esfahan zurück und Phoebe bleibt noch einige Tage in Teheran.
Ingrid lädt die ganze Reisegruppe zu einem iranischen Nachtessen mit Vorspeise, Salat und Meat-Balls ein.

Der Park ist bis spät in die Nacht das Ziel vieler Menschen welche sich vor der inzwischen kühlen Nacht nicht scheuen.
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