26.10.2014   Tiflis  (Tibilisi)
Wir verlassen den Sevansee frühmorgens in Richtung Georgien. Wir wollen die Gruppe einholen, welche gestern bis nach Alaverdi fuhr, um gemeinsam den Grenzübertritt nach Georgien zu machen. Es ist gerade 10 Uhr geworden, als wir die Grenze erreichen. Mit Artems Unterstützung schaffen wir die Prozedur schnell und einfach. Die Ausreise ist, im Gegensatz zur Einreise kurz und schmerzlos. Noch einfacher aber ist die Einreise nach Georgien: wir zeigen lediglich die Pässe!
In Tiflis stehen wir auf dem Parkplatz neben einem Busterminal. Das danebenliegende Bus-Hotel bitet uns Wasser und Strom, sowie ein Duschzimmer. Leider hat das Zimmer nur einen kleinen Boiler, so dass nach dem Duschen eine Pause von einer halben Stunde angesagt ist - nicht gerade von grossem Nutzen!
Endlich haben wir wiedereinmal gutes Internet und wir schaffen es, Guido und Juri auf den Bildschirm zu bekommen.

Am Abend gehen wir in ein gegenüber liegendes Restaurant Essen. Kaum haben wir mit Essen begonnen beginnt eine Live-Band zu spielen, mit Bässen so stark, dass an ein Gespräch nicht zu denken ist. Dazu kommt noch, dass im Lokal Rauchen erlaubt ist und das nutzt offensichtlich jeder. Am nächsten Morgen ist uns aufgefallen, wie stark die Kleider stinken.
In der Nacht registrieren wir, dass wir wieder in einem Land sind, wo die Hupe das einzige Kommunikationsmittel ist.
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27.10.2014
Wir fahren mit dem Bus in die alte Hauptstadt Mtskheta, etwa 30 km nördlich von Tiflis. Unterwegs sehen wir interessante alte und zum Teil auch verlotterte Häuser. Nebst den teuren Neubauwohnungen gibt es hier auch Armut.

Nach einer halben Stunde erreichen wir bei Regen die alte Hauptstadt Georgiens. Die archäologischen Forschungen belegen, dass die Stadt seit über 3000 Jahren existiert. Fast 1000 Jahre bis zum 6. Jahrhundert war Mzcheta Hauptstadt des iberischen Reichs, neben den Königreichen Kolchis an der Schwarzmeerküste und Kartlien ein Vorgängerstaat des heutigen Georgien. Im Zentrum von Iberien gelegen, war Mzcheta eine der wichtigsten Handelsstädte zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer an der Seidenstrasse. Die römischen Historiker Strabon, Plutarch und Plinius berichteten über die Festungen der Stadt, von denen die Grösste Armasis Ziche war. Ziche bedeutet im Georgischen Festung und Armasi war der Gott der kaukasischen Iberer. Die Mauern der Festung umschlossen den Königspalast und den Tempel, vor dem eine grosse Statue des Gottes stand.

Wir besuchen die Swetizchoweli-Kathedrale. Die für die damalige Zeit grandiose Kirche mit Emporen und einer hohen Kuppel auf vier wuchtigen Pfeilern wurde 1010 bis 1029 erbaut. Der Legende nach half ein Engel, die Pfeiler zu setzen. Lange Zeit hindurch war sie die Begräbnisstätte der georgischen Könige aus der Dynastie der Bagratiden. Von Timur Lang zerstört, wurde sie im 15. Jahrhundert wieder aufgebaut.
Mtskheta ist eines der wichtigen religiösen Zentren des Landes.
Gegen 11 machen wir uns auf den Rückweg zum Stadtzentrum von Tiflis. Vorerst müssen wir aber noch den Bus anschieben, dessen Batterie leer ist.

Am 18. Juni 2012 wurde eine neu errichtete Seilbahn eröffnet, die den Rike-Park mit der Nariqala-Festung verbindet . Damit fahren wir hoch um einen Blick über die Stadt zu werfen. Leider ist es regnerisch und der Himmel ist verhangen.
Über den Fluss Mtkvari spannt sich die moderne Peace-Bridge, entworfen vom italienischen Architekten De Lucchi und mit einer Beleuchtung des Franzosen Phillipe Martinaud. Weiter hinten blicken zwei Zyklopenaugen in die Stadt. Es ist ein modernes Gebäude, welches vor ein paar Jahren gebaut wurde und dessen Verwendungszweck bis heute nicht klar ist. Es steht jedenfalls immer noch leer. Das im Volksmund als "Pilze" bezeichnete Gebäude dient der Polizei und der Justiz. Nebst vielen alten Bauten, zum Beispiel die Schwefelbäder, deren Blütezeit mit der Sowjetunion geendet hat, ist auch viel Modernes gebaut worden. Man glaubt an die Zukunft!

Auf dem Rückweg vom Hügel kehren wir in ein Französisches Bistro ein um einen Salat und zwei "Croque Madame" zu essen. Die knusprig überbackenen Brote und der Salat mit in Wein eingelegten Birnen schmecken gut.

Anschliessend besuchen wir noch das neue Rathaus. Auf dem Platz davor steht die Statue des heiligen Georgs, dem Drachentöter. Das Haus wird gerade fertiggestellt und soll in den nächsten Tagen offiziell eingeweiht werden. Dank den guten Verbindungen unseres Guides Zhiad erhalten wir Zutritt und können die möbilierten aber noch unbenutzten Räume ansehen. Bevor wir wieder zu unseren WoMos zurückfahren bleibt uns noch etwas Zeit für einen Stadtbummel.

Den Abend verbringen wir mit einem gemeinsamen Essen georgischer Art. Das Ambiente des kleinen aber feinen Lokals ist wunderbar. Dazu kommt noch, dass der junge Sommelier aus den USA uns einiges Interessantes über den georgischen Wein und dessen Herstellung erzählt. Seit Alters werden die Weine in tönernen Amphoren gelagert, welche bis obenhin im Erdreich stehen, damit die gleichmässige Temperatur den wein Ideal reifen lässt. Wir lassen uns sagen, dass die Amphoren bis zu 1'500 lt fassen und auch bis zu 100 Jahre lang gebraucht werden. Der georgische Wein ist in der Welt zu Unrecht nicht bekannt. Davon können wir uns anhand von Weinproben selbst überzeugen.
Noch ein paar Worte zum Nahverkehr:
Wie in allen Ländern, in welchen die Sowjetunion Einfluss genommen hat, wird auch hier der öffentlichen Nahverkehr zur Hauptsache durch Minibusse, die sogenannten Marschrutki, bedient.
Es handelt sich meist um aus Westeuropa importierte, mit sechzehn Sitzplätzen ausgestattete, handwerklich umgebaute Kleintransporter. Sie verkehren von frühmorgens bis etwa 23 Uhr und stellen ein preisgünstiges öffentliches Transportmittel dar, das teils in Konkurrenz zu den Buslinien steht, teils das Busliniennetz bis in die entlegensten Stadtteile ergänzt. Der behördlich festgelegte Fahrpreis in Höhe von 80 Tetri (= 0.8 Lari = 0.40Fr), für gewisse Kurzstrecken am Stadtrand 40 Tetri, wird bei Erreichen des Ziels beim Fahrer entrichtet. In Marschrutki neueren Typs, erkennbar an Ihrer gelben Farbe und dem digitalen Linienschild, ist ebenfalls die Bezahlung mit RFID-Karte möglich.

Der Fahrpreis für das Taxi ist deutlich höher als der für die Omni- und Minibusse und wird mit dem Fahrer, möglichst vor Fahrtantritt, individuell ausgehandelt (innerhalb des Stadtgebietes je nach Entfernung etwa zwischen 2 und 10 Lari, bzw. 1 - 5 Fr.). Da sich offenbar jeder Fahrzeugbesitzer als Taxiunternehmer betätigen kann, ist die Zahl der Taxis im Tiflisser Strassenbild extrem hoch und der technische Zustand der Fahrzeuge höchst unterschiedlich.