2.10.2014   Süd-Route
Heute morgen starten wir bereits um 7 Uhr. Vor uns liegen 460 km Richtung Süden. Mit jeder Stunde, welche wir früher losfahren gewinnen wir an Zeit und Bequemlichkeit: wir weichen dem Berufsverkehr aus und kommen so schneller aus der Stadt und die Temperatur ist mit 24 Grad noch niedrig.
Das Navi kann die Strecke wieder einmal nicht berechnen weil auch hier wieder irgendwo in der Datenbank ein Fehler ist. Aber mit der Strassenkarte, welche zwar auch nicht sehr genau und schon gar nicht aktuell ist, kommen wir trotzdem gut zurecht.
Wenn wir unsicher sind nehmen wir noch das iPad zu Hilfe. Dort sehen wir dank GPS genau wo wir sind.

Zur Mittagszeit halten wir in einer Palmenoase, weg vom Verkehr und Strassenlärm. Vreni kocht etwas Gutes, ich weiss aber nicht mehr was. Jedenfalls bin ich nachher wieder fit und die Fahrt geht weiter. Weil Vreni immer wieder mal Medis gegen die Rückenschmerzen nimmt, verzichten wir aufs Fahrerwechseln.

Ein weiterer Halt, etwa eine Stunde vor dem heutigen Ziel führt uns in eines der wenigen Dörfer. Eigentlich wollen wir
Früchte und Gemüse kaufen damit wir für die nächsten Tage eingedeckt sind. Aber die Auswahl beschränkt sich auf Granatäpfel, Datteln und kleinen Äpfeln.
Sehenswert aber sind die grossen Teekocher. Gleich 3 Buden mit diesen, zum Teil rostigen Behältern stehen unmittelbar nebeneinander. Mit dem Tee geht das so: in den grossen Behältern ist heisses Wasser. Darauf oder manchmal auch daneben steht ein gusseiserner Teetopf. Darin befindet sich der eigentliche Tee, aber so stark, dass er mit Wasser verdünnt wird.
Für Hungrige wird an einem Stand warmes Essen angeboten. Beim genaueren Hinsehen schwindet aber unser ohnehin noch geringe Hunger. Wir fahren weiter.
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3.10.2014   Bandar Abbas
Um 10 Uhr haben wir ein Treffen mit der Hafenverwaltung in Bandar Abbas. Der Weg dorthin dauert nur eine halbe Stunde. Vor dem Eingang treffen wir auf eine Ausstellung mit schrecklichen Bildern welche den Ersten Golfkrieg zum Thema haben.
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Der Erste Golfkrieg war ein Krieg zwischen dem Iran und dem Irak, der vom 22. September 1980 bis zum 20. August 1988 andauerte (auch Iran-Irak-Krieg oder Irak-Iran-Krieg; im Unterschied zum Irak-Kuwait-Krieg, dem Zweiten Golfkrieg). Er endete ohne einen Sieger durch einen Waffenstillstand und mit hohen menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten auf beiden Seiten.

Der damalige Präsident des Irak, Saddam Hussein, strebte den Aufstieg seines Landes zu einer starken regionalen Macht an. Ein erfolgreicher Einmarsch in den Iran würde den Irak zur dominierenden Macht am Persischen Golf und zum Kontrolleur über einen lukrativen Ölmarkt machen. Dieses ehrgeizige Ziel lag nicht ausser Reichweite. Der Irak genoss im Gegensatz zum revolutionären Iran erhebliche diplomatische, militärische und wirtschaftliche Unterstützung seitens der Sowjetunion, Frankreichs sowie Aufklärungsdaten von den Vereinigten Staaten. Er bezog ausserdem finanzielle Hilfe von anderen arabischen Staaten (vornehmlich dem ölreichen Kuwait und Saudi-Arabien).

Durch die islamische Revolution und die Flucht des Schahs im Januar 1979 war der Iran nicht nur politisch, sondern auch militärisch geschwächt. Flucht, Desertionen sowie Exekutionen hatten die einstige Handlungsfähigkeit und Schlagkraft der Streitkräfte des Iran stark verringert.

Am 22. September 1980 um 14.00 Uhr Ortszeit begann der Krieg mit massiven Luftschlägen auf iranische Flughäfen der Städte Teheran, Tabris, Kermanschah, Ahvaz, Hamadan und Dezful. Gleichzeitig rückte die irakische Armee mit insgesamt 100'000 Mann an drei Stellen in die erdöl- und erdgasreiche Provinz Chuzestan vor.
Soviel zum damaligen Konflikt.
Heute Nacht stehen wir in Genu, 40 km vor Bandar Abbas, auf dem Parkplatz eines Vergnügungsparks. Um 16 Uhr sind wir noch die einzigen Fahrzeuge, aber bereits zwei Stunden später beginnt sich der Platz zu füllen. Die Menschen kommen hierher um mit ihren Familien einen Abend zu verbringen. Tagsüber ist es allen zu heiss. Sie breiten ihre Decken am Boden aus und setzen sich darauf. Auf Holzkohlengrills wärmen sie ihr Essen und kochen Tee. Die Kinder spielen und rennen umher. Alle sind an uns interessiert und wenn wir an den Gelagen vorbeigehen ruft bestimmt immer jemand "Hello".
Die Mensch im Iran  sind sehr offen und an Fremden interessiert. Viele möchten auch ihre Englischkenntnisse anwenden und so entspannt sich oft ein kurzes Gespräch. Wir werden gefragt wie uns Iran gefällt und wir können mit ehrlichen Worten das Land und die Gastfreundschaft loben. Immer wieder hören wir, selbst von den Polizisten bei den Kontrollstellen, "Welcome to Iran".

Hier, auf dem Vergnügungspark gibt es auch ein Thermalbad. Interessanterweise sind die Eingänge für die beiden Geschlechter getrennt. Drinnen müssen Manfred und ich zuerst die Schuhe ausziehen und abgeben. Dafür bekommt man dann einen Schlüssel für die Garderobenkästchen. Auf dem Fussboden liegen etwa 20 Paar "Schlarpen" damit wir nicht barfuss zum Umkleideraum gehen müssen. Glücklicherweise hat mir Vreni meine Badelatschen eingepackt und so muss ich nicht die Angebotenen, welche bestimmt seit Jahren rege gebrauchte werden, benutzen.
Mit Hilfe eines Knaben haben wir auch unsere persisch nummerierten Garderobeschränke gefunden und mussten nicht mit dem Schlüssel suchen, welcher wohl wohin passt.

Nach der Dusche und einem  des- oder infizierenden Fussbad dürfen wir die Badehalle betreten. Zuerst fällt der kalte Charme der "Architektur" auf. Karg, mit weissen Platten gekachelt und aussenliegenden Rohren präsentiert sich das Bad. Als nächstes fällt auf, dass die eine Wand nachträglich mit Backsteinen vom Bassinboden bis fast unter die Decke hochgezogen ist. Hinter der Wand tummeln sich unsere Frauen. Damit ist auch gleich klar, dass dieses Bad noch zur Zeit des Schahs, also vor der Revolution gebaut wurde. Leider muss auch die Kamera draussen bleiben und so bleibt mir nur die Erinnerung.
Das Wasser ist heiss, so dass wir nur Zentimeter für Zentimeter eintauchen können. Dazu kommt noch der alles durchdringende Schwefelgeruch.
Nach einer halben Stunde im heissen Wasser haben wir genug und gehen zum WoMo zurück. Inzwischen ist es richtig dunkel geworden und der Park hat sich weiter gefüllt.

Gegen acht treffen wir uns, um fürs Abendessen ins einzige Restaurant zugehen. Das Angebot ist Standard, wie überall gibt es zur Auswahl Lamm- oder Geflügel-Kebab, mit Reis und Yoghurt. Etwas mehr Abwechslung im Angebot wäre uns recht, aber das gibt es leider nicht. Das bestellte Bier, hier natürlich alkoholfrei, kommt in den Geschmacksrichtungen Lemon, Kiwi, Orange und Mango - der richtige Ort für eine Alkoholentzugskur!!

Es ist etwa 22 Uhr als wir das Restaurant verlassen und über den grossen Parkplatz zu den WoMos gehen. Inzwischen stehen bestimmt etwa 200 Autos auf dem grossen Platz und weitere kommen noch. Die Grünflächen dazwischen sind belegt und es herrscht lautes Treiben. Direkt neben unserem Womo hat sich eine Familie breit gemacht und ich befürchte, dass ich die notwendige Nachtruhe nicht finden würden. Kurzentschlossen fahre ich das WoMo auf einen Lastwagenpark ausserhalb des Vergnügungsparkes. Hier finden wir unsere Nachtruhe.
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Der Empfang bei der Hafenverwaltung verläuft interessant. Unglücklicherweise ist heute Freitag und somit in Iran ein Feiertag wo nicht gearbeitet wird. Darum besteht auch keine Möglichkeit für eine geführte Hafenbesichtigung. Trotzdem bekommen wir aus kompetentem Mund während einer Stunde viele Informationen zum Hafen, den verschifften Gütern, aber auch über die Auswirkungen des Embargos.

Danach verlassen wir das Hafengelände und fahren Richtung unserem heutigen Ziel, in der Gegend von Dezhgan. Bis auf die letzen Kilometer ist die Strecke sehr gut. Dann zweigen wir in eine Nebenstrasse und erreichen über eine sandige Piste den geplanten Platz, direkt am Strand gelegen.

Natürlich ist Vreni kaum mehr zu halten. Sie will sofort ins Meer schwimmen gehen. Die Wassertemperatur sei bestimmt 30 Grad, meint sie, und ich solle doch auch kommen, was ich dann auch gemacht habe. Noch immer ist es heiss und das Wasser ist keine besondere Erfrischung.

Später am Nachmittag gehen die Frauen, Christine, Ingrid, Sigi und Vreni noch für eine Stunde und in den Badeanzügen dem Sandstarnd entlang. Auf dem Rückweg treffen sie auf ein paar einheimische Männer und Frauen, welche mit langen Hosen, langen Kleidern und die Frauen mit Kopftuch ins Wasser gehen. Nun werden unsere Frauen etwas verlegen und beraten, wie sie sich verhalten sollen da ihre Bekleidung in keiner Weise den Vorschriften entsprechen. Nachdem aber die anderen Badenden sich daran offensichtlich nicht stören und sie sogar miteinander gesprochen haben, kehren sie erleichtert zurück.

Am nächsten Morgen bekommen wir noch Besuch. Zwei Polizisten interessieren sich für uns. Arthur erklärt erklärt ihnen warum wir hier sind und was wir machen. Dann ziehen sie zufrieden wieder ab.
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5.10.2014  Fahrt nach Jam
Wir fahren der Küste entlang weiter Richtung Westen. Die auf der Karte eingezeichnete Strasse ist weiss, also eine Nebenstrasse. Keiner hat sie bis jetzt befahren, sie soll aber schwierig sein und so gehen wir das Wagnis ein, nach Stunden wieder umkehren zu müssen. Eigentlich sind alle Fahrzeuge in unserer Gruppe für schwieriges Terrain geeignet - bis auf das Teamfahrzeug!
Wir bestimmen die Koordinate des Ziels und fahren los - jeder gerade dann, wenn es ihm Recht ist. Aber schon beim Losfahren steckt Arthur mit dem Teamfahrzeug im Sand fest. Bei der Anfahrt gestern in der Dämmerung hat er dies nicht gesehen. Mit Manfreds Hilfe kommt er aber schnell wieder frei und fährt der Gruppe voraus.

Nach etwa 25 km, treffen wir auf Arthur. Bis hierher haben wir 2 Stunden gebraucht. Wie lange wird das wohl dauern bis wir die heutigen 300 km hinter uns haben? Die "Strasse" ist in einem katastrophalen Zustand. Zeitweise weisst sie nur zwei Fahrrinnen auf, dann stossen wir wieder auf einen Abschnitt welches im Bau ist. Zwischendurch verlassen wir auch die Strasse und fahren nebenan um eine Brücke, welche noch nicht angeschlossen oder bereits eingestürzt ist, zu umfahren.
Jetzt steckt Arthur in einer solchen Umfahrung fest. Zuerst fuhr er ins ausgetrocknete Bachbett hinunter. Auf der anderen Seite ist der Anstieg aber so voll Sand, dass er nicht mehr hochkommt.
Nach einer Weile kommt Rolf mit seinem Mercedes-Iglhaut. Er wird Arthurs Fahrzeug bestimmt wieder rauskriegen.

Während wir warten bis die Strecke wieder frei ist kommen zwei Jungs auf einem Motorrad. Arthur und Phoebe erkundigt sich nach einer Umfahrung. Die beiden Jungs führen uns hinten herum, durchs Dorf, auf die andere Seite der Brücke, während dem Rolf den Carado aus dem Sand zieht. Bei der Dorfdurchfahrt werden wir von den Bewohnern freudig begrüsst - endlich läuft hier mal was!
4.10.2014  Strand in der Nähe von Gerzeh
Die Weiterfahrt nach Gerzeh führt uns durch wunderschöne Küsten- und Gebirgslandschaften. Malerische Felsen, von Wind und Wetter erodiert, prägen die Landschaft. Immer wieder führt die Strasse zur Steilküste, wo nur noch selten ein Zugang zum Meer möglich wird.

In Bandar Lenghe gehen wir in den Fischmarkt. Leider sind wir etwas spät dran und der eigentliche Markt ist schon vorbei. Einer der Fischhändler erlaubt uns aber einen Blick in seine Kühltruhe, aus der wir uns einen schönen Fisch in der Art einer grossen Dorade geben lassen. Dazu kaufen wir noch 14 grosse, geschälte Garnelen, welche wir heute zusammen mit Spaghetti essen wollen.
An einem schönen Platz, direkt am Meer, damit Vreni wieder ins Wasser gehen kann, machen wir Mittagsrast. Vom Ufer aus sind mehrere Meerschildkröten zu sehen, welche aber bei unserem Anblick reissaus nehmen.
Nach einer schmackhaften Mahlzeit machen wir uns wieder auf den Weg nach Gerzeh.

Am Abend, es ist inzwischen bereits dunkel geworden, aber immer noch heiss und schwül, legen alle aus der Gruppe ihre Fische auf den Grill. Zusammen mit Salat und Brot, aber ohne Wein, geniessen wir den tropischen Abend.
Habe ich es schon erwähnt: Iran ist ALKOHOLFREI!
Nicht dass man jeden Tag Bier oder Wein trinken müsste, aber jetzt wäre ein edler Roter schon etwas Gutes!
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Der weitere Weg führt uns entlang der Küste und an Oel- und Gasanlagen vorbei. Hier wird das auf den Plattformen im Golf geförderte Erdöl aufbereitet und in Pipelines weitergeleitet. Die Sicht ist vielerorts behindert und der Zugang versperrt. Überall werden Gase über hohe Kamine abgefackelt. Die Luft stinkt und entlang der Autobahn sind die Strassenränder gelb - vermutlich Schwefel!

Dann verlassen wir den Golf - Abschied vom feuchten und heissen Klima. Wir fahren in die Berge. Jam, unser nächster Übernachtungsplatz auf dem Weg nach Shiraz, liegt auf etwa 1'500 Meter und ist entsprechend kühl und trocken.
Auf uns wartet eine angenehme Nacht. Aber vorerst sitzen wir noch um ein Feuer und braten, was gerade noch so vorhanden ist, nämlich Brot und "Schoggibananen". Dann wird es kalt und wir ziehen uns ins WoMo zurück.