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8.5.2014
Nach den schönen Tagen in Berlin sind wir am Donnerstag nach Polen aufgebrochen. In Polen müssen Fahrzeuge welche schwerer als 3.5 To wiegen, sofern sie mautpflichtige Strassen befahren wollen, eine sogenannte Go-Box mieten. Nicht dass es uns zu teuer gewesen wäre, aber deren Beschaffung ist umständlich. Man hat uns erzählt, dass selbst nach dem Anfahren von verschiedenen Verkaufstellen, diese nicht zu bekommen wäre. Dazu kommt noch, dass diese Box mit einem Guthaben geladen werden muss, dessen Höhe nur schlecht abzuschätzen ist. Braucht man dann nicht den ganzen Betrag, verfällt der Rest nach 12 Monaten.
Darum haben wir beschlossen, in Polen nur gewöhnliche Autostrassen zu benutzen und haben deshalb die Mautstrassen im Navi gesperrt. Kurz nach der deutsch-polnischen Grenze sind wir dem Navi folgend weitergefahren, müssen dann aber nach einer Stunde feststellen, dass die Umleitung uns weit weg vom direkten Weg geführt hat. Nach 100 km Umweg erreichen wir wieder den Ausgangspunkt bei Stettin und fahren, allen Bedenken zum Trotz, auf der Autobahn weiter. Müde und etwas zermürbt von den holprigen Strassen kommen wir gegen 19 Uhr in Mzezyno an der Ostsee an. Der Platz liegt direkt an der Mündung der Rega und in unmittelbarer Nähe befinden sich auch die Anlegestellen der Fischer.
Weil wir noch früh in der Saison reisen, aber auch weil das Wetter kalt und regnerisch ist, sind die kleinen Restaurants und Fischbuden geschlossen - bis auf eine, welche auch gleich schliessen wollte.
Glücklicherweise bekamen wir aber noch je ein grosses Stück gebratenen Dorsch mit Bratkartoffeln und einem Kabissalat.
Dann sind wir auf den Platz zurück und zu Bett gegangen. In der Nacht hat es wieder einmal geregnet. Das Ziel für den nächsten Tag ist  Malbork (Marienburg). Den Ort kennen wir bereits von der letztjährigen Baltikumreise.

Inzwischen haben wir auch Kontakt mit Jacqueline und Fredy, unsere Mitreisenden aus Eglisau, aufgenommen. Sie haben die letzten Tage in Usedom verbracht und sind ebenfalls auf dem Weg nach Malbork.
Samstag
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9.5.2014
Freitag, wir sind in Malbork angekommen und nehmen uns den besten Platz, direkt am See, mit gedecktem Sitzplatz und Blick über den kleinen See, direkt auf das Schloss.
Mit 2 rot-weissen Signalisationshütchen reservieren wir einen Platz für unsere Freunde, welche morgen Samstag anreisen wollen.
Nun wollen wir erstmals den Grill ausprobieren und - welche Freude - er funktioniert. Endlich können wir ein schönes Stück Fleisch braten und zusammen mit Bratkartoffeln, Spargeln und Salat geniessen. Nach einem kleinen Bummel durch die Parkanlage des Schlosses beenden wir den Abend.
10.5.2014
Samstag, wir feiern das Wiedersehen mit Jacqueline und Fredi, ebenfalls mit grillieren (für Deutsche grillen!) und einer guten Flasche Wein.
Bevor wir zu Bett gehen besprechen wir noch die morgige Weiterfahrt, das Ziel ist der Campingplatz beim Klosteri Wigry, direkt hinter Suwalki gelegen.
Es wird eine strenge Tour werden, gezeichnet von Umleitungen, Baustellen und allgemein schlechten Strassen. Ein Ausweichen auf Autobahnen ist infolge deren Fehlen nicht möglich.
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11.5.2014
In einer herrlichen Landschaft liegt mitten im Wigry Nationalpark, auf einer Erhöhung das Kloster der Kamaldulenser. Im Abendschein wird das Kloster in warme Farben gekleidet.
Der Katholische Eremiten-Orden gründete hier 1694 eins von insgesamt 12 Klöstern in Polen. Auf einer Halbinsel, vom bis zu 72 Meter tiefen Wigry See umschlossen, bietet das Kloster einen traumhaften Blick auf die Landschaft des Nationalparks.
Die burgförmige Anlage, im barocken Stil aus Ziegelsteinen errichtet, wurde im Lauf der Jahrhunderte mehrfach beschädigt, im 1. Weltkrieg und besonders im 2.Weltkrieg, fast völlig zerstört. Schon 1950 begann der Wiederaufbau.  Die letzten Mönche verliessen das Koster schon vor 200 Jahren. 
Die 12 Einsiedeleien werden heute als Hotel vermietet. Eine spartanische Einrichtung, immer zwei Häuser und einen Innenhof, gewähren Ruhe und Erholung. Leider haben wir uns die Zeit für einen Besuch nicht genommen.

In Erinnerung an die Baltikumreise, beschliessen wir, im Pavillon vor dem Restaurant des Campingplatzes das Abendessen einzunehmen: nebst einer Gemüsesuppe, welche für 2 Teller für jede/jeden reicht, gibt es auch noch verschiedene Fische und 3 verschiedene Salate. Wir assen weder alle Fische, noch die Salate, so viel wurde aufgetragen. Zum Abschluss gibt es noch den obligaten Schnaps, ein süsser Likör und ein Stück Apfelkuchen.
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12.5.2014
Für Montag beschliessen wir, in die Nähe von Riga zu fahren, um nochmals zu übernachten, bevor wir anderntags in Riga eintreffen.
Der Platz Labirinti in Zorgi, ca. 60 km vor Riga, war die beste Wahl. Wiederum sind wir die einzigen zwei Fahrzeuge und Dank den paar trockenen Stunden konnten wir im Freien Spaghetti al Pesto mit Thüringer Bratwürsten vom Grill und Salat geniessen. Vreni hat den Basilikum gehackt, Jacqueline die Spaghetti gekocht und Fredy die Würste gebraten? Und ich? Ich habe mir überlegt, was ich darüber schreiben soll! Zum Schluss haben die Männer dann noch den Abwasch gemacht.

13.5.2014
Heute Dienstag erreichen wir um die Mittagszeit Riga und halten bei einem grossen Einkaufscenter an um für die kommenden Tage in Riga einzukaufen. Anschliessend fahren wir zusammen zum Campingplatz und treffen hier auf die ersten Mitreisenden. Mit Freude und viel Hallo werden wir begrüssen. Aber es dauert nicht lange und weitere Fahrzeuge kommen an.
Am Abend sind wir bereits 10 Fahrzeuge, also die Hälfte der Gruppe.

Bald stellt sich heraus, dass Horst heute Geburtstag hat und so finden wir uns am Abend unter seiner Markise ein, um ihm bei Sekt und Häppchen zu gratulieren.
Selbst als es zwischendurch immer wieder regnet, hält das keinen vom Bleiben ab.
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14.5.2014
Schon um 7 steht Vreni auf und geht eine Stunde walken. Wenn es das Wetter erlaubt, macht sie das täglich, nicht zuletzt auch darum, weil dies ihrem Rücken gut tut.
In der Zwischenzeit bereite ich den zMorge zu. Dann und wann trifft sie bei ihren Rundstrecken auch auf eine Bäckerei und dann gibt es frische Brötchen. Wenn nicht, behelfen wir uns mit Toast und/oder Müesli.
Heute ist auch Guidos Geburtstag, aber wir erreichen ihn telefonisch vorerst nicht. Dann machen wir uns auf, um die Stadt zu besuchen. Die Busstation ist etwa 800m vom Platz entfernt und von dort fahren wir eine Station (!) bis ins Zentrum (den Rückweg haben wir dann zu Fuss zurückgelegt).
All die Plätze sind uns von unserem letzten Besuch her bekannt - und trotzdem entdecken wir immer wieder etwas Neues.
Einer der Höhepunkte, mit vielen guten Erinnerungen an unseren letzten Besuch, ist die Riga Black Magic Bar. In einem barocken Interieur, mit einer Einrichtung aus einer Apotheke vergangener Zeit, ruhen wir uns aus bei Cappuchino, heisser Schokolade und Haselnuss-Meringuen. Die Spezialität "Black Magic Balzam", seit 1752 hergestellt, früher als Medizin getrunken, ist ein traditioneller lettischer Likör aus Kräutern, Blüten, Ölen und Beeren mit 40 % Alkoholgehalt.
Der weitere Weg führt uns zum Schwarzhäupterhaus auf dem Rigaer Rathausplatz. Die Schwarzhäupter waren Vereinigungen zumeist deutscher Kaufleute in den baltischen Städten Riga, Reval, Pernau und Dorpat, die im Jahre 1399 aus den zuvor bestehenden lokalen St.-Georgs-Bruderschaften hervorgegangen waren. Anfangs war daher der Heilige Georg (Beschützer der Ritter und Krieger) der Schutzpatron dieses Bundes. Später nahm diese Rolle der Heilige Mauritius ein, dessen Symbol, der Mohrenkopf, in das Wappen der Schwarzhäupter eingegangen ist.

Riga hat sich als Ort für Kulturveranstaltungen international schon etabliert, doch in diesem Jahr wird es zum kulturellen Epizentrum Europas. Im Jahr der Kulturhauptstadt Europas wird es mehrere Hundert besondere Veranstaltungen geben: Kultur in ihrem breitesten Sinne 365 Tage im Jahr. In der Europäischen Kulturhauptstadt Riga versteht man unter Kultur eine Kraft, die positive Veränderungen in das Leben der Menschen bringen kann. 
Rigas Beitrag für die Kultur Europas und der Welt ist nicht zu übersehen: die Altstadt von Riga, Jugendstil, die Holzarchitektur der Stadt, um nur einige zu nennen. Das multikulturelle Milieu, das sich hier seit den Anfängen der Stadt gebildet hat, zeigt sich jetzt als ein ganz besonderer Wert: Hier haben seit langem Letten, Deutsche, Russen, Polen, Schweden, Finnen und andere Völker nebeneinander existiert.

Der Weg zurück zum Campingplatz führt uns über die Hängebrücke Vantsu Tilts, welche über den Daugava führt. Von hier aus ist die Anlegestelle für die Fährschiffe zu sehen.
Später haben wir noch Gelegenheit mit Guido zu telefonieren.

Den Abend haben wir mit Jacqueline und Fredy beim Grillieren verbracht.
 
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15.5.2014
Heute ist der Tag des offiziellen Reisebeginns mit Start in Riga.
Inzwischen sind so gut wie alle Teilnehmer eingetroffen und man hat sich gegenseitig schon kennengelernt.
Für 15 Uhr ist das erste Meeting vor dem Fahrzeug der Reiseleitung angesagt.

Aber vorerst wollen wir noch im nahegelegenen Einkaufszentrum die Dinge einkaufen, auf welche wir in den nächsten Tagen, bis wir in Russland angekommen sind, benötigen. Dazu gehört Brot, Milch, Fleisch Käse und stilles Wasser, auf welches wir für unser Essen nicht verzichten wollen. Wenn immer möglich verwenden wir das gebunkerte Wasser nur fürs Abwaschen, Waschen und Duschen. Nicht dass das Wasser bisher ungeniessbar gewesen wäre - aber das kommt dann noch früh genug. Nein, wir wollen einfach kein unnötiges Risiko eingehen.

Dann ist es endlich soweit. Wir nehmen unsere Stühle und Schreibzeug und begeben uns in den Ring. Arthur und Artem, unsere beiden Reisebegleiter, begrüssen uns und geben uns die erste Garnitur Pässe mit den Visa zurück. Die zweiten Pässe sollen in etwa 2 Wochen eintreffen. Die brauchen wir aber vorerst noch nicht.
Dann werden uns die Ordner für das Roadbuch ausgeteilt. Darin finden wir auch schon die Beschreibungen der nächsten zwei Tage. Interessant wird es beim Erklären der verkehrsrechtlichen Vorschriften und besonders wichtig, dem Ablauf des Grenzübertritts nach Russland.
Was anfangs kompliziert aussieht soll sich dann  anderntags als langwierig erweisen. Dazu aber mehr dann.
Der Instruktionsmarathon dauert bis gegen 18 Uhr.

Später sind wir noch mit unseren Enkelkindern via Skype am Erzählen und Zuhören.
Der Abend klingt mit der Geburtstagsfeier von Kai aus.


16.5.2014
Um 9 Uhr beginnt der zweite Teil des Meetings. Als Erstes ist der administrative Teil dran: es geht ums Ausfüllen der Zolldeklaration sowie der Ein- und Ausreiseformulare - langweilig, aber notwendig. Anschliessend folgt der interessantere Teil, die Technik. Es geht ums Handhaben des Navis und der Handfunkgeräte. Für morgen ist die Abfahrt zwischen 8 und 9 Uhr angesagt. Das bedeutet, dass wir früh aufstehen müssen. Es wäre auch wichtig, dass das Fahrzeug vollständig versorgt sei weil wir die nächsten 2 Nächte ohne Infrastruktur wären.

Dann bleibt noch etwas Zeit fürs Mittagessen, bevor wir um 14 Uhr für eine Stadttour abgeholt werden. Der Weg führt uns zuerst entlang des Ufers der Daugava, vorbei an einst schönen Häusern, welche inzwischen aber "gealtert" sind, über die Hängebrücke ins Zentrum.
Wie schon vor einem Jahr, steigen wir im Quartier der Albertstrasse aus, in welchem sich viele schön renovierte Bauten im Jugendstil befinden. Unsere kundige Führerin Agrita erklärt uns die verschiedenen Stile und deren Merkmale. Nach einer halben Stunde geht es mit dem Bus zum Rathausplatz. In dessen Mitte steht die Statue des Roland. Wir erfahren, dass Roland nie in Riga war und dass seine Statue auch in anderen Städten stehen würde, welche er auch nicht gesehen habe.
Der grosse Blickfang aber ist das Schwarzhäupterhaus, im Krieg stark beschädigt und danach anhand der Originalpläne wieder aufgebaut, dominiert es den Platz. Genau so ging es auch der bekannten Petrikirche, welche im Laufe der Jahrhunderte immer wieder einstürzte, bzw. ausbrannte und wieder aufgebaut wurde, jedesmal grösser.
Durch die engen Gassen, beidseits der Reste der alten Stadtmauer,  dringen wir in den ältesten Stadteil vor. Beim Schwedentor erfahren wir die Geschichte und die Legende welche dahinter steckt.

Auf 18 Uhr wurden für uns Tische im Restaurant Rozengrals reserviert. Vor dem Eingang steht eine "Wache", welche uns hunderte von Jahren alt erscheint. Über steile Steintreppen steigen wir zwei Stockwerke in den Untergrund. Durch enge und niedrige Gänge, welche nur von Kerzen beleuchtet sind, erreichen wir eine mittelalterliche Grotte. Hinter einer Anrichte ist ein grosses Ferkel aufgespiesst. Mittelalterliche Knappen eilen mit Krügen, Bechern und Teller durchs Gewölbe und die bereits anwesenden Gäste tun sich am Fleisch und den ruralen Beilagen gütlich.
Dann wird uns die Speisekarte gereicht und aus dem spärlichen Angebot wählen wir das Schwein, welches nach Aussage des Bedienenden nicht gebraten sondern geräucht sei und eine Spezialität des Hauses wäre. Dazu bestellen wir noch einen Wein, nicht aus dem Jahre 1293 sondern aus dem Australien von 2011.

Es dauert nicht lang und uns wird eine Platte vorgesetzt, gefüllt mit Stücken des Schweins, gekochter Gerste und Linsen, gekrönt durch einen ganzen, gekochten Knoblauch. Ob der uns morgen vielleicht hilft, die Grenze schneller zu passieren? Echte alte Hausmannskost und weil entsprechen schwer verdaulich, ist uns das Essen dann auch aufgelegen. Zum Abschluss habe ich mir dann noch "Pistazieneis auf Eis" bestellt - einerseits weil ich es mag und  andererseits wollte ich wissen, was es mit "Eis auf Eis" auf sich hat. Siehe Bild!

Bei Sonnenuntergang, es ist inzwischen fast 22 Uhr, treten wir den Rückweg an und sind nach 40 Minuten wieder auf dem Platz.
Mit dem Gedanken an den morgigen Grenzübertritt schlafen wir ein.