28.06.2014  Babuschkin
Wir verlassen Arshan und fahren nach Babuschkin.
Wir machen einen kurzen Zwischenhalt bei einer Stupa. Diese treffen wir immer häufiger an, ein Zeichen dafür, dass hier der Buddhismus vorherrscht. Russisch-Orthodoxe Kirchen sind nur noch selten zu sehen. Zwischendurch fahren wir über Baustellen und entgegenkommende Fahrzeuge wirbeln soviel Staub auf, so dass dahinter fahrende Autos erst im letzten Moment erkannt werden. Am Ende einer solchen Strecke steht Jlia auf dem Dach seines WoMos und hat seinen Spass daran, wie wir heran zuckeln. Nach den Fahrwerksproblem die einige Mitreisende in den vergangenen Tagen hatten, hat es wahrscheinlich jetzt jeder gelernt, wie man auf den hiesigen Pisten fährt.

Gegen Mittag stossen wir auf die abgestellten Fahrzeuge von Ingrid und Manfred, sowie von Jacqueline und Fredi. Wir finden sie ein Stück weiter unten, auf der Terrasse einer Schaschlikbude. Wir setzen uns dazu und es dauert nicht lange, bis auch Christine und Wolf eintreffen. Aus dem spärlichen Angebot wählen wir 2x Schaschlik und überbrücken die Zeit bis das Fleisch kommt mit 2 Beutel Chips. Wir hätten leicht 6 oder mehr Beutel essen können, die Spiesse brauchten mehr als eine Stunde, bis wir sie haben. Die Mannschaft hat heldenhaft mit dem Grillfeuer gekämpft und nach langem auch gesiegt. Jetzt kann gegrillt werden. Inzwischen ist Schaschlik ausgegangen und Wolf bestellt für sich stattdessen Hühnerbeine. Bei spassiger Unterhaltung bleiben wir bei Christine und Wolf, bis auch er sein Essen bekommt. Nach 2 1/2 Stunden fahren wir weiter.

Wir übernachten am Strand von Babuschkin, zwischen einem alten Leuchtturm und einer Ländestelle. Von hier aus, als die Strecke der Transib zwischen Irkutsk und Ulan Ude noch nicht fertig gestellt war, wurden die Bahnwagen auf Fähren verladen und ans gegenüberliegende Ufer gebracht. Heute stehen nur noch die vor sich hin rostenden Anlagen. Für den Abend ist der Besuch des Bürgermeisters angesagt, zuerst hat er gemeldet, dass er etwas später kommen würde, dann ist er aber ohne weitere Meldung gar nicht gekommen. Wir sind definitiv in Asien angekommen. In der Nacht werden wir, wie schon oft, durch hupende Autos geweckt. Sobald wir in einem Ort ankommen, verbreitet sich die Meldung wie ein Lauffeuer und Neugierige finden sich ein. Man muss aber auch verstehen, dass die Bevölkerung kaum Abwechslung hat und kaum jemand bisher je ein WoMo gesehen hat. Viele Junge stehen vor die Wagen und lassen sich mit ihren Mobiltelefonen fotografieren. Diese Bilder werden dann in Familie und Kollegenkreis herumgereicht.

Nach dieser unruhigen Nacht fahren wir um 9 Uhr los, um uns bei einem Museum in der Dorfmitte zu treffen. Aber zuvor kaufen wir noch auf dem Markt ein: 4 grosse Egli (Barsche) mit einem Gewicht von 340 gr, zu 34 RUR, also nicht mal einen Franken. Die wollen wir heute über Mittag braten. Dazu dann noch ganz frisch geschnittenen Salat und Radiesli.

Im Museum zeigt uns die Führerin zuerst einen Film über Burjatien und den Baikalsee. Beeindruckend sind besonders die Winterbilder. Dann erzählt sie uns die Geschichte des Ortes, woher es seinen Namen hat. Babuschkin war ein General ...

Inzwischen ist es 11 Uhr und es hat es zu regnen begonnen. Wir verlassen das Museum und fahren Richtung Ulan Ude, der Hauptstadt von Burjatien.
Aber schon bald hört es zu regnen auf und weil es bald 13 Uhr ist suchen wir uns einen Platz für den Mittagshalt. Direkt neben der Transib halten wir und ich filetiere die Fische. Die Resten werfe ich im hohen Bogen in die Wiese, in der Annahme, dass die dann von einem Tier gefressen werden. Alle paar Minuten fahren Güterzüge mit bis zu 100 Tankwagen langsam vorbei, hupen wie wild und die Lokführer lehnen sich aus der Kabine um uns zu winken. Wir sind offenbar eine Attraktion im langweilen Alltag. Inzwischen hat Vreni einen Risotto mit Rüebli gekocht und den Salat gerüstet. Nach dem wunderbaren Mittagessen fahren wir weiter.
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29. - 30.06.2014  Ulan Ude
Gegen 4 Uhr erreichen wir Ulan Ude. Bei der Fahrt in die Stadt stellen wir fest, dass der mongolische und chinesische Einfluss auf die Bauweise zunimmt. Wie auch schon in anderen Städten, hier aber ganz besonders, fallen die vielen Bronzefiguren und Denkmäler auf. Brückenköpfe werden beidseits mit grossen Löwen geschmückt. Andernorts sehen wir Gazellen, Vögel uam.
Das Navi lotst uns zielgenau auf den Parkplatz des Hotels Buryatia. Noch verstellen uns viele Pkws den Platz, aber nach und nach fahren diese fort. Im Hotel und den umliegenden Lokalen werden Hochzeiten gefeiert und ihr könnt euch bestimmt vorstellen, was da abläuft. Auto um Auto fährt hupend vor und die Gäste steigen aus. Andere kommen und hupen weil wir ihre Parkplätze weggenommen haben.

Im Hotel können wir wieder einmal die Wäsche waschen lassen und in einem angemieteten Zimmer duschen. Wir erfahren, dass die Energieversorgung in der Stadt "gewisse" Probleme habe und die zentrale Warmwasserversorgung je nach Stadtteil für mehrere Stunden unterbrochen werde. Wir können das bestätigen, wir haben kalt geduscht, was aber bei 30° im Freien ganz angenehm ist. Ebenfalls können wir die Wassertanks füllen, was inzwischen sehr wichtig geworden ist weil wir in Arshan nur begrenzte Möglichkeiten hatten. Für diejenigen, welche nicht über Solarpanels verfügen, steht sogar ein Stromanschluss bereit.
Wenn wir zB. morgens mit noch 75% in den Batterien losfahren, sind diese nach 3-4 Stunden voll geladen. Stehen wir auf einem Platz und das Wetter ist gut, können wir bei einem Ladestrom ab Solar von 12-15A fast unseren laufenden Bedarf für Kühlschrank, Kaffeemaschine und Ventilator decken. Das heisst, bei gutem Wetter müssen wir uns nicht einschränken.

Am Abend besuchen wir auf dem Platz vor der Oper einen sommerlichen Folkloreanlass. Verschiedene Gruppen jeden Alters treten auf. Junge Mädchen, schön gekleidet und herausgeputzt, bereiten sich für ihren Auftritt vor. Sie sind ganz aufgeregt und Mami zieht nochmals schnell die Lippen nach. Dann rennen sie in den Kreis und haben alle Nervosität vergessen. Sie werden durch eine Gruppe junger Frauen abgelöst welche einen Reigen tanzen. Zwischendurch treten Gesangstruppen mit einem Harmonikaspieler auf. Nach einer Stunde sind die Aufführungen beendet und wir gehen zurück ins WoMo.
Später gehen wir mit Dima, Jlia und seinem Sohn Matwey abendessen. Damit möchten wir uns bei ihnen für die persönliche Unterstützung, welche wir von Ihnen erhalten haben, bedanken.


Am nächsten Morgen erwartet uns der Bus für die Exkursion. Wir erfahren, warum wir mit einem alten klapprigen Bus vorliebnehmen müssen. In der vorherigen Nacht ist über Arshan ein Gewitter unglaublichen Ausmasses heriengebrochen. Die vor 2 Jahren neu erstellte Brücke und die seit Februar neue Hauptstrasse sind im oberen Teil komplett von Geröll verschüttet und beschädigt worden. Wasser- und Steinmassen haben viele Häuser weggeschwemmt. Die Häuser um den Platz wo wir standen sollen auch weg sein. Der obere Dorfteil ist vom Rest abgeschnitten. Da vor ein paar Tagen die Sommerferien begonnen haben, sind viele Kinder und Jugendliche im Ferienheimen untergebracht. Alle vorhandenen Busse wurden nach Arshan geleitet um die Kinder zu evakuieren.
All dies erfahren wir von unserer Reiseleiterin, deren Kind auch in einer Feriengruppe ist. Da die Frau eine Schwester im Ort hat, hat diese das Kind zu sich genommen, ist vorerst also mal in Sicherheit. Trotzdem hat die Frau ihre Führung gemacht und uns während fast 4 Stunden geführt.
Am Abend und an den nächsten Tagen sehen wir erschreckende Bilder in den Nachrichten.
Aber zurück zur Exkursion. Wir fahren nach Iwolginsk, etwa 30 Minuten ausserhalb der Stadt, und besuchen das buddhistische Iwolginski-Monastir.
Von weitem schon sehen wir die farbigen Häuser. Die Tempel und Gebetsräume sind sorgfältig gepflegt. Immer wieder kommen wir an Gebetsmühlen vorbei. Viele Gläubige drehen diese bei jeder Gelegenheit im Uhrzeigersinn. Auf unsere Frage, wie das denn gemeint wäre, beten zu lassen, erfahrewn wir, dass im Innern der Zylinder Gebete auf Papier hinterlegt wären und durch das Drehen diese "ausgeführt" würden. Wo bisher nur farbige Bänder der Russisch-orthodoxen an Bäume gebunden wurden, sind dies jetzt Fahnen mit Gebeten. Der durch sie hindurch streichende Wind führt die Gebete aus.
Anderswo werden Süssigkeiten als Opfergaben verbrannt. Irgendwo raucht immer etwas. Früher wurden diese Gaben in den Tempeln verbrannt, aber seit es immer wieder zu Bränden gekommen ist, geschieht dies jetzt im Freien.

Dann betreten wir einen Tempel, in welchem gerade ein Gottesdienst abgehalten wird. Wir stellen uns, zusammen mit vielen anderen Besuchern, an die Seite und folgen dem Ritual. Es wird monoton gebetet, begleitet von Zimbeln und rythmischen Paukenschlägen. Es ist sehr laut. Dann wird das Ritual unterbrochen und die Gläubigen werden gebeten, ihre Opfergaben, in diesem Fall sind es Milchtüten, zu nehmen und diese draussen auf der Wiese auszuleeren. Danach geht der Gottesdienst weiter. Wie anderswo auch, werden auch hier alle möglichen Souvenirs angeboten. Für uns ist dies Kitsch vom Feinsten, die Menschen hier aber kaufen dies und ich habe beobachtet, dass beim Kauf abgewogen wird, welches wohl der bessere Kauf wäre, als ob es sich um etwas Kostbares handeln würde.

Auf der Rückreise machen wir noch in der Stadtmitte auf dem Sovetovplatz für ein Gruppenbild vor dem bronzenen Leninkopf Halt . Der Kopf wurde erst in Paris und dann in Montreal ausgestellt bevor er nach Ulan Ude kam. Eigentlich wollte man ihn einer deutschen Stadt schenken, es fand sich aber keine, die daran interessiert war.

Für den Abend ist das Seabridge-Abschiedsessen angesagt. Wir treffen uns im Hotel Baikal, welches wir von gestern Abend her kennen. Ilja und Matwey werden offiziell verabschiedet. Sie werden morgen nach 6 Wochen zu ihrer Familie zurückkehren.
Bei dieser Gelegenheit sehen wir uns auf einer Leinwand die Bilder von uns Mitreisenden an. Jeder der daran teilnehmen wollte, konnte 15 Bilder einreichen. Interessant war, wie unterschiedlich die Motive jedes einzelnen sind. Dann haben wir noch die Gelegenheit, die schrecklichen Bilder von Arshan zu sehen. Von Toten ist nicht die Rede, aber von vielen Vermissten. Die spontane Idee, Geld für die Betroffenen zu sammeln wird vorerst mal zurückgestellt, weil die Hilfe bereits organisiert und es Sache der Behörden wäre, zu helfen. Dem Staat müsse man kein Geld geben, aber falls wir Konkretes erfahren, über wen Hilfe zu den Betroffenen gelangen könnte, würde man wieder darauf zurück kommen.
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30.06.2014
Wir erleben nochmals eine unruhige Nacht vor dem Hotel. Nach den Hochzeitern von gestern, sind es heute Betrunkene welche randalieren und bis um 3 Uhr um die WoMos streichen. Zudem wurde bei einem von uns das Notebook aus dem offenen Fahrzeug gestohlen, während dem dieser auf der anderen Seite sass und schwatzte. Artem und Dima mussten bis gegen 4 Uhr mit der Polizei verhandeln.

Trotzdem fahren wir zeitig losgefahren, kaufen unterwegs noch ein paar Lebensmittel und Trinkwasser und fahren dann Richtung mongolischer Grenze. Im letzten Dorf vor der Grenze füllen wir noch beide Tanks mit Diesel, weil nicht klar ist, wie die Möglichkeiten zum Tanken auf den ersten paar Kilometern nach der Grenze sind, aber auch weil in Russland der Treibstoff 20% billiger (0.80 Fr.) ist als in der Mongolei.

Am Kontrollposten, etwa 5 km vor der Grenze, zeigen wir unsere Pässe und können dann in den Grenzbereich einfahren. Auf einer Ausstellbuch, wo üblicherweise Lastwagen ihre Nacht verbringen, stellen wir ab und übernachten, um dann am nächsten Morgen frühzeitig an der Grenze zu stehen, wenn diese um 9 Uhr öffnet. Gegen Morgen gibt es ein Gewitter.