23.06.2014  Olchon - Listwjanka
Wir stehen um 5 Uhr auf (Schweiz + 7 Std.), um möglichst früh auf die Fähre zu kommen. Die Sonne ist gerade aufgegangen und wirft lange Schatten. Die Luft ist kühl und frisch und alles ist ruhig. Wir geniessen die letzte Stunde auf der wunderbaren  Insel. Solange dauert nähmlich die Fahrt über die 18 km Waschbrettstrecke.
Einige unserer Mitreisenden wollen die Rückfahrt vom Platz zur Strasse via Wiese abkürzen und bleiben prompt im Sand stecken. Glücklicherweise haben wir dicke Brummer dabei, welche den Steckengebliebenen aus dem Sand helfen.
Am Landesteg angekommen, müssen wir feststellen, dass es zwei verschiedene Einfahrten gibt. Die eine ist für die Einheimischen, welche bevorzugt werden da sie zur Arbeit müssen, die andere ist für uns Touristen. Uns ist es egal etwas zu warten, wir haben ja Zeit, obwohl noch gut 320 km vor uns liegen.

Die Sonne wird von Minute zu Minute kräftiger und vertreibt noch die letzten Reste von Bodennebel am See. Unterwegs hat der Alltag bereits begonnen. Arbeiter drehen sich am Strassenrand nach unseren WoMos um und einige winken sogar. Kühe stehen schon wieder mitten auf der "Schnellstrasse" und wollen nur gemääääächlich weichen. Die ersten Lastwagen sind bereits unterwegs und brettern über die Rumpelpiste, als gelte es, ein Rennen zu gewinnen. Milchtransporter schütteln ihre Milch, man glaubt, sie müssten während der Fahrt Butter herstellen. Streckenweise fahren wir immer noch auf einer Schotterstrasse und müssen darauf achten, dass uns kein Stein in die Scheibe fliegt wenn wir überholt werden.

Dann erreichern wir wieder Irkutsk, umfahren die Stadt aber an der Peripherie, so dass wir nicht durchs Verkehrsgewusel müssen. Der "Baikal-Highway", zweispurig und mit vielen Schlaglöchern gespickt, führt uns an den einzigen Ausfluss des Baikalsees, die Angara.
Die Sage erzählt, dass Baikal 360 Söhne hatte, die Zuflüsse, und eine Tochter Angara, der Abfluss. Diese habe sich in Jenissej verliebt und wollte von Zuhause weg. Der zörnige Vater habe einen Felsbrocken nach ihr geworfen und sie verstossen. Die Heirat (Zusammenfluss) konnte er aber nicht verhindern. Der Felsen steht heute mitten in der Angara und wird als Schamanski kamen bezeichnet.
Unser heutige Standort ist der Parkplatz des Hotels Baikal in Listwjanka, von wo wir einen wunderbaren Blick auf die Angara haben, welche hier etwa 800 m breit ist. Das WiFi in der Hotellobby ist unbrauchbar, dafür ist das Essen ausgezeichnet.
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24.06.2014  Listwjanka
Der 1773 erstmals als Poststelle beziehungsweise Fährplatz erwähnte Ort ist vor allem von Intourist zum Touristenort aufgebaut worden.
Über die staatliche Monopol-Reiseagentur für den Auslandsfremdenverkehr liefen in der Sowjetunion nicht nur die Reisen ausländischer Touristen in die UdSSR, sondern auch die meisten Auslandsreisen sowjetischer Touristen, die ab dem 23.Februar 1967 ohne Visum Rumänien, Bulgarien, Ungarn, die ČSSR und die DDR besuchen konnten. Durch Mitarbeiter von Intourist wurden auch in sowjetischen Kurorten weilende Erholungssuchende aus der DDR betreut.

Der heutige Morgen gilt dem Besuch des Baikal-Museums, das uns einen Überblick auf die einmalige Flora und Fauna der Region, aber auch über die Dimensionen und die Erforschung des Baikalsees vermittelt. Eine beredete Führerin geleitet uns an den anschaulichen Informationstafeln vorbei. Anschliessend gehen wir durch das Aquarium, um uns die Baikalrobben und heimische Fische anzusehen.
Zum Abschluss besteigen wir noch das "U-Boot", welches uns auf eine Tiefe von 1'636 Meter bringt. In den Bullaugen sind Monitore angebracht, welche uns das Leben in der Tiefe zeigen. Nach einer Viertelstunde "tauchen" wir wieder auf.
Anschliessend gehen wir noch über die Holzstege des Naturparks, um die heimischen Pflanzen zu sehen, deren Namen auf kleinen Tafeln stehen.

Dann wir es Zeit fürs Mittagessen. Mit 2 Taxis fahren wir zu sechst ins Dorf um chinesisch zu essen. Nach einigen Missverständnissen infolge der russisch/chinesischen Menukarte haben wir dann doch noch das Richtige zu essen bekommen. Wie wird das erst in der Mongolei und in China mit dem Bestellen?
Anschliessend durchstreifen wir noch den Markt, in welchem hauptsächlich geräuchter Baikalfisch verkauft wird. Die Luft ist erfüllt vom Duft der Schaschlikbraterei. Von links und rechts werden einem die Fische angepriesen. Aber unser Bauch ist voll und das gilt übrigens auch für unseren kleinen Kühlschrank.
Den Rückweg nehmen wir zu Fuss, vorbei an mondänen Hotels für die chinesische Klientel. Diese stehen im krassen Kontrast zu den historischen Holzhäusern der Alteingesessenen.
Kurz vor dem Regen kommen wir bei den WoMos an. Nicht lange, und es scheint wieder die Sonne.
Morgen gehts an Irkutsk vorbei, weiter nach Arshan.
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25. / 26.06.2014  Arshan
Die Fahrt führt uns frühmorgens über Sljudjanka, Richtung Mondy weiter nach Arshan. Die Stimmung auf der Angara ist mystisch, gerade eben ist eine Fähre aus dem Nebel aufgetaucht.
Wir folgen einer unglaublich welligen Strasse. Sie hat zwar kaum Flickstellen, aber offensichtlich ist der Untergrund immer wieder eingesunken und so fühlen wir uns wie auf einer MotoCross-Strecke. Das Unangenehme dabei ist, dass die Wellen nicht immer rechtzeitig gesehen werden können und man darum unverhofft aus dem Sitz katapultiert wird. Schon oft haben wir gesagt, dass die hydraulisch gedämpften Federsitze ihr Geld mehr als Wert sind. Unsere Wirbelsäule wäre bestimmt schon mehrfach gestaucht worden.

Auf dem Platz angekommen, erfahren wir, dass John und Joke wieder ein gröberes Problem mit ihrem Fahrzeug haben. Bereits letzte Woche mussten sie 2 Tage zusätzlich in Irkutsk bleiben weil am Fahrwerk etwas repariert werden musste. Sie haben dann den Trip nach Listwjanka ausgelassen und sind direkt hierher gefahren.
Es zeigt sich, dass etwas am Differenzial der Hinterachse kaputt gegangen ist. John, Kai, Klaus und noch ein paar weitere Helfer und Schaulustige haben bis spät in die Nacht die Achse und die Kardanwelle ausgebaut, um dann feststellen zu müssen, dass das Gehäuse des Differenzials ein Loch hat.

Das ist ein herber Rückschlag und manch einer stellt sich insgeheim die Frage, wie die Fahrt weitergehen soll. Dass John und Joke angesichts dieser Probleme sehr beunruhigt sind kann man sich ja vorstellen.

Am anderem Morgen geht die Flickerei weiter. Es wird geprüft, ob man vielleicht nur mit dem Antrieb der Vorderräder fahren kann, aber auch, wie schnell Ersatzteile aus Europa beschaft werden können. 
Am Nachmittag gehen alle Mitreisenden zu den beiden und wir versichern ihnen unsere Unterstützung. Wir würden alles daran legen, dass wir die Reise nicht ohne die Zwei weiterführen müssen. Dann gehen wir daran, möglichst viel Material aus Johns Fahrzeug in die anderen zu verladen, so dass sein Fahrzeug mit möglichst geringem Gewicht fahren kann.
Gegen Abend zeigt sich, dass die Ersatzteile zwar bestellt werden können, die Lieferung aber so lange dauert, dass John nicht darauf warten kann. Jedenfalls wird jetzt die Kardanwelle ausgebaut und im Fahrzeug von Klaus verstaut. Sein Eigenbau verfügt über ein ausgeklügeltes Staufachkonzept. Morgen werden wir weiter sehen und John und Joke werden  vorsichtig und langsam zum nächsten Ziel fahren.

Arshan ist ein kleiner Ferienort in der Republik Burjatien. Es ist bekann für seine mineralischen Thermalquellen. Gerade ist die Hauptstrasse mit einem neuen Belag versehen worden. Dem Vernehmen nach führte nur eine staubige Landstrasse hierher.
Er liegt auf 900 m Höhe im östlichen Sajangebirge. Der Ort hat etwa 2'500 Einwohner.