17. Juli  Vor der Grenze zu China
Wir fahren an der langen Lastwagenkolonne vorbei und reihen uns um 8.45, eine Viertelstunde bevor die Grenze öffnet, am Anfang dieser Schlange ein, ohne dass sich ein Lastwagenfahrer beklagt hätte. Unsere Fahrzeuge stehen der Wagennummer nach aufgereiht am rechten Strassenrand. Angesichts der vielen Last- und Lieferwagen fragen wir uns, wie lange es wohl dauern wird, bis wir vorgelassen werden. Wir vertreiben uns die Zeit mit dem Beobachten der alten und klapprigen Fahrzeuge und mit Kaffeetrinken. Um 10.15 fahren wir hintereinander in die Grenzstation ein, wo die Beifahrer(innen) aussteigen und im Passbüro deren Ausreise erfolgt.
Bei den Fahrzeugführern geht es etwas komplizierter zu: wir zeigen Fahrzeugschein, Führerschein, Pass und das Einreiseformular. Dann wird das Fahrzeug inspiziert. Aber es ist gleich klar, dass es nicht darum geht zu prüfen, was wir ausführen, bzw. ob wir eine Person schwarz über die Grenze nehmen. Es ist reine Neugier und vor allem die Frauen ergötzen sich an der Einrichtung.
Dann heisst es wieder warten bis wir unsere Pässe erhalten und alle bürokratischen Abläufe durchgespielt sind. Ich vertreibe mir die Zeit mit verbotenerweisem Fotografieren, viel kommt dabei aber nicht heraus. Inzwischen sind auch die Frauen wieder aus dem Passbüro zurück und warten, am Boden sitzend, bis die Fahrzeuge freigegeben werden.
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Dann, es ist bestimmt bereits Mittag, dürfen wir endlich die paar hundert Meter bis zur chinesischen Grenze vor fahren. Dort erwartet uns wieder das gleiche Szenarion, aber vorerst fahren wir durch eine "Wagenwaschanlage", welche nicht zum Zweck der Wagenwäsche vorhanden ist, sondern um die Fahrzeuge zu desifizieren.
Was auf der mongolischen Seite marod und kleinlich ausgesehen hat, ist hier alles tip-top im Schuss und es kommt mir schon fast Grössenwahnsinnig vor. Alles ist monumental und steht auf Emporen.

Zur Passkontrolle müssen alle, ob Fahrer oder Mitfahrer ins grosse Grenzgebäude, um die Einreiseformulare auszufüllen und zusammen mit dem Pass vorzuweisen. Zu guter Letzt werden wir, vor dem Passbeamten stehend, noch fotografiert.
Nach der Passkontrolle wartet Yong Zhe auf uns. Er ist unser chinesisch sprechende Führer, der uns bis zur Ausreise begleiten wird. Darüber aber an anderer Stelle mehr.
Von ihm erhalten wir das Startgeld in der Währung Yuan. Der Kurs ist etwa 10 Franken pro 100 Yuan.

Dann heisst man uns, mit den Fahrzeugen auf die andere Seite des Gebäudes zu fahren und zu warten, bis wir den chinesischen Führerschein und das chinesische Nummernschild bekommen.
In den Fahrzeugen ist es unausstehlich heiss, über 40°C, und nirgends bietet sich Schatten an.
Es ist bald 5 Uhr und endlich kommen die Nummernschilder. Wir weden gebeten diese gut sichtbar an der Frontscheibe zu befestigen. Dann werden die Fahrzeuge einzeln fotografiert und die Bilder, zusammen mit den inzwischen zusammengetragenen Daten nach Peking übermittelt. Von dort sollen wir morgen die Freigabe zur Weiterreise erhalten. Sollte die Bürokratie-Mühle etwas langsamer arbeiten, könnte das bedeuten, dass wir statt am Samstag erst am Montag weiterreisen könnten.

Dann verlassen wir das Grenzareal und fahren, diesmal im Konvoi, die paar Kilometer bis zu unserem Hotel, wo wir hinter dem Gebäude auf dem Parkplatz stehen werden bis es weiter geht.
Auch bei der Fahrt in die Stadt, sie heisst Erenhot, überrascht mich die Grosszügigkeit der Strassen, Pärke und Gebäude. Viele Wohnblocks werden gebaut, so sagt man uns, im Hinblick auf Familien welche in den kommenden Jahren zuziehen würden. Klappermühlen wie in Russland und der Mongolai sind hier nicht zu sehen. Die billigeren Fahrzeuge sind aus chinesischer Produktion und stehen im Aussehen den westlichen Autos in nichts nach. Mittelklassewagen kommen aus Japan und die teuren Karossen aus Deutschland.

Erenhot ist ein kleiner Ort und hat 100'000 Einwohner. Yong Zhe meint, dass selbst eine Stadt mit 1 Mio Einwohner in China noch als "klein" gilt. In deren Augen hat die Schweiz gerade mal 0.008 Mrd Einwohner, was ist das schon im Vergleich zu der einen Mrd hier in China.
Schon jetzt finde ich, dass die Vorstellungen welche wir im Westen von China haben überhaupt nicht zutreffen. Ich bin gespannt, was ich noch sehen werde.

Jetzt stehen wir eng zusammen hinter dem Hotel. Uns steht wie immer, wenn wir bei einem Hotel stehen, ein Duschzimmer zur Verfügung. Die Wäsche abzugeben macht hier keinen Sinn weil wir ja nicht wissen wann es weiter geht.
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18. Juli   Erenhot
Ich sitze in der Lobby und versuche, ins Internet zu kommen um die letzten Beiträge hochzuladen. Hier ist es angenehm kühl, stelle dann aber später fest, dass es denoch 28°C hier drinnen sind. Wie heiss muss es wohl draussen sein, dass man es hier als kühl empfindet?
Soeben haben wir bei unserem ersten China-Meeting den dicken Strassenatlas bekommen. Ein Blick hinein zeigt, wie dicht bevölkert der grösste Teil des Landes ist.
Wir warten auf die Freigabe und die Nummernschilder. Erst heisst es 13 Uhr, dann 15 Uhr, und weil es Samstag ist, glaubt niemand mehr so richtig daran, dass heute noch ein positiver Bescheid aus Peking eintreffen würde.

Und doch, gegen 17 Uhr fahren wir los. Vor uns liegen noch 250 km bis zum heutigen Übernachtungsplatz. Dank eines Lotsen werden wir hintenherum aus der Stadt gebracht, damit wir von den Baustellen nicht aufgehalten und von den Hinweistafeln, welche wir ohnehin nicht verstehen, nicht irritiert werden.

Dann, nach etwa einer Stunde Fahrzeit passieren wir einen Ort, der im Atlas kaum einen Eintrag wert war. Und denoch bin ich über die Erscheinung überrascht. Entlang der breiten Hauptstrasse findet sich ein neues Gebäude nach dem anderen.
Immer wieder begegne ich Lastern mit breit ausladenden Heuladungen. Noch bemerkenswerter sind dann die Autotransporter, welche auf dem Oberdeck zwei Reihen Autos haben. Wenn ich dann noch sehe, dass da 2 x 7 Autos zu je 4-5 Meter drauf sind, kann man sich vorstellen, wie lang der Transporter ist. Dazu kommt, dass der Überhang hinten gegen 10 Meter beträgt.

Dann kommt eine Mautstelle und ich bezahle 10 Yuan (rechne!) für die etwa 250 km. Die Gegend unterscheidet sich noch nicht wesentlich von den letzten Tagen in der Mongolei. Wir befinden uns jetzt in der Inneren Mongolai, einer chinesischen Provinz und stossen an die Grenze der Gobi. Dies wird vorerst der letzte Tag in der Wüste sein.

Kurz vor der einbrechenden Dunkelheit erreiche ich, inzwischen todmüde von der Hitze, der langen Wartezeit und dem Fahren den Übernachtungsplatz. Dieser liegt nochmals weit weg von jeder Zivilisation.
Nach dem Meeting koche ich mir eine koreanische Nudelsuppe aus dem Beutel (gibts auch in er Migros!) und esse sie, zusammen mit einem Tomatensalat.
Dann lege ich mich schlafen.
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19.07.2012  Weg nach Chifeng
Frühmorgens um 5 verlasse ich das Steppencamp um der drohenden Hitze möglichst auszuweichen. Heute beträgt die Distanz sportliche 490 km. In allen anderen Fahrzeugen ist noch Ruhe.
Zurück auf der Hauptstrasse, andere Strassen gibt es hier übrigens nicht, bemerke ich, dass ich praktisch allein unterwegs bin. Nur dann und wann begegne ich einem anderen Auto.
Als ich kurz nach 7 den grösseren Ort Xilinhot erreiche herrscht noch wenig Arbeitsverkehr. Vielerort, so habe ich festgestellt, beginnt man bereits um 6 mit der Arbeit. Noch komme ich gut durch den Ort, höre aber am Abend, dass spätere Fahrer bis zu 2 Stunden gebraucht hätten um den Ort zu durchfahren. "Ort" klingt so niedlich, aber für chinesische Verhältnisse sind das zwischen 100- und 200'000 Einwohner!
Die Einfallstrasse ist schon Kilometer vor der eigentlichen Stadt zu beiden Seiten mit absonderlichen Strassenleuchten ausgestattet. Selten sieht man nüchtern gestaltete Leuchten. Meist erscheinen sie pompös, dafür aber mit neuester Technologie versehen, Leds und Solarpanel. Bei soviel Sonnenstunden wie hier, selbst wenn es im Winter -20° ist, reicht das alleweil zum Betrieb.
Interessanterweise sind auch die Lichtsignale hier, wie auch in der Mongolei fortschrittlicher als bei uns. Nebst den Leds zur Richtungsanzeige sind die Signal auch mit Zähler versehen, welche anzeigen, wann der Farbwechsel erfolgt.

Dann komme ich an einem Reiterfest vorbei und halte an. Noch werden erst Vorbereitungen getroffen, aber trotzdem sind schon einige Autos auf der Parkfläche in der Wiese. Man hat mir erzählt, dass Chinesen es lieben, zusammen mit "Langnasen" fotografiert zu werden. Und wirklich, ich werde von einer jungen Frau angesprochen und stelle mich gerne neben sie. Natürlich möchte ich auch eine Bild mit meiner Kamera, und was dabei herausgekommen ist, könnt ihr sehen - hübsch, nicht wahr?

Gegen Mittag leiste ich mir eine längere Pause und mache mir einen Gurkensalat. Mehr essen mag ich nicht, es ist zu heiss. Dann werde ich von Michael und Sabine eingeholt und wir trinken Espresso, bevor wir zusammen weiter fahren - ich voraus und Michael hinter her. Interessanterweise stelle ich fest, dass ich wegen der dauernden Aufmerksamkeit nach hinten nicht schläfrig werde. Über erstaunlich gute Strassen, oft zu beiden Seiten mit Blumenbeeten versehen, welche auch sorgfältig gepflegt werden fahren wir durch eine immer hügeliger werdende Gegend. Breite Flusstäler durchschneiden das Land. Es fliesst nur wenig Wasser. Betrachtet man aber die tiefen Einschnitte, kann man sich vorstellen was bei einem richtigen Gewitter los sein wird.
An einem Strassenstand halte ich an um Wassermelonen zu kaufen, zu 10 Yuen das Stück. Zwischendurch kommen wir in ein Gewitter und sind um die kurze Erfrischung froh.

Im späteren Nachmittag erreichen wir Chifeng und stellen unsere WoMos auf dem Parkplatz eines Schützenvereins ab.
Heute wird Ulli 70 und lädt uns darum zu einem Nachtessen ein. Wir sitzen wieder zu Zehnt an einem runden Tisch, dessen mittlere Glasplatte mit verschiedenen Schüsseln bedeckt ist und gedreht werden kann. Das Essen, richtig Chinesisch, nicht so wie bei uns, schmeckt ausgezeichnet. Aus Platzgründen sind wir auf 4 Räume verteilt, jeder mit einem Tisch. Der Abend vergeht in lockerer Stimmung, welche sich in den verschiedenen  Räumen durch unterschiedliche Geräuschpegel manifestiert.
Dann gehts ins immer noch heisse WoMo und bei allseits geöffneten Fenstern schlafe ich gut.