08.07.2014  Karakorum  Naadam-Fest
Nach einer ruhigen Nacht erwachen wir ausgeruht. Heute wollen wir das Naadam-Fest besuchen.

Naadam (Spiel oder Wettbewerb) ist das Nationalfest der Mongolei und findet jährlich vom 10. bis zum 13. Juli statt, mit der offiziellen Eröffnungszeremonie am 11. Juli und der offiziellen Schlusszeremonie am 12. Juli.

Der Ursprung des Festes geht vermutlich auf die Kuriltai - Klantreffen, die im Mittelalter gesellschaftliche Höhepunkte waren - zurück. Der 11. Juli wurde später als Revolutionstag zum Nationalfeiertag umgewidmet und erinnert an die Unabhängigkeitserklärung des Landes im Jahr 1921. Das Naadam-Fest ist hauptsächlich eine Sportveranstaltung ähnlich den Olympischen Spielen. Die Mongolen messen sich in den drei traditionellen mongolischen Sportarten: Ringkampf, Bogenschiessen und Pferderennen.
Ausser bei den Ringkämpfen nehmen - entgegen dem Namen des Festes - auch Frauen an den Wettkämpfen teil. Der charakteristische Ringerdress mit freier Brust hat der Legende nach den Zweck, Frauen von den Ringkämpfen fernzuhalten. Die Spiele beginnen mit Paraden von Athleten, Mönchen und Soldaten, die in der Kriegertracht Dschingis Khans kostümiert sind. Die sportlichen Wettkämpfe finden an den ersten drei Tagen des Festivals statt, der dritte Tag ist auch der allgemeinen Vergnügung gewidmet.

Die grössten Naadam-Spiele finden in der Hauptstadt Ulaan Baatar statt, aber auch andere Städte feiern die Turniere in kleinerem Umfang, so wie zum Beispiel Karakorum.


Für den Morgen ist zuerst der Besuch des Karakorum-Museums angesagt. Auf anschauliche Art wird uns die Geschichte der Mongolei und besonders die Geschichte des Dschingis Khaan nahegebracht. Modelle zeigen uns, wie die Krieger vor 800 Jahren mit fahrbaren Jurten durch die Länder zogen.


Das Fest findet direkt gegenüber unserem Stellplatz, auf der anderen Seite der Hauptstrasse statt. Also fahren wir mit unseren WoMos dort hin, damit wir nach dem Mittag gleich weiter fahren können.

Schon von weitem sind die vielen Jurten und Zelte zu sehen. Hunderte von Fahrzeugen und Kleintransportern, mit Pferden beladen, umstellen das Gelände. Währenddem wir vom WoMo zum Festplatz gehen, preschen immer wieder Reiter im scharfen Galopp an uns vorbei. Der Festplatz zieht uns richtig an. Überall stehen Kinder und Jugendliche, in wundervolle, traditionelle Gewänder gekleidet und warten auf ihren Auftritt. Oft tragen ältere Besucher den Deel, den traditionellen langen Mantel und die Gutul, die traditionellen Filzstiefel.

Junge Reiter mit Startnummern auf der Brust warten darauf, dass das Pferderennen beginnen kann. Das Rennen ist in verschiedene Kategorien aufgeteilt, von den Kleinsten (ab 6 Jahren und auf Fohlen), bis zu den Ältesten werden Distanzen von 12 - 28km zurückgelegt.

Dann geht es los und nach einer langen und eindrücklichen Ansprache des Bürgermeisters betreten die Honoratoren der Stadt, gefolgt von den Sponsoren der Spiele, den Ring. Unter Paukenschlägen und Trompetenstössen umkreisen sie den Platz. Dann treten endlich die jungen Tänzerinnen und Tänzer auf und bewegen sich anmutig zu den inzwischen feineren Klängen.
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Dann kommen die Ringer. In ihren knappen Höschen und den glänzenden Muskeln machen sie einen stattlichen Eindruck. Manche tragen das traditionelle Käppi. Auf dem Weg in die Ringmitte führen sie rhytmische Tänze auf. Der Ringkampf ist die einzige der drei Sportarten, welche bis heute den Männern vorbehalten ist. Überall im Land messen die jungen Männer bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Kräfte gegeneinander. Der eher gedrungene und kräftige Körperbau der meisten Mongolen kommt ihnen dabei sehr entgegen. Der Verlierer eines Kampfes bückt sich traditionell unter dem ausgestreckten Arm des Siegers hindurch. Der Sieger darf den Adlertanz ausführen, bei dem er mit ausgestreckten Armen hüpfend das Turnierbanner umkreist.

Inzwischen ist es Mittag geworden und wir beginnen den Rückzug, nicht aber bevor wir noch eine der vielen Jurten besuchen, um eine Kleinigkeit, nämlich Khuuschuur, zu essen.
Dann geht es weiter.
100, 2815
Wir verlassen Karkorum in nördlicher Richtung und befinden sich für die nächsten 55km auf einer neuen und tadellosen Strasse - bis wir dann plötzlich doch auf ein grosses Loch treffen, bzw. glücklicherweise eben nicht treffen.
Dann folgt wieder eine Naturstrasse, die zwar nicht schlecht ist, aber uns trotzdem zwingt, die Geschwindigkeit auf 25 kmh zu reduzieren.
Dann kommt es noch krasser. Die letzten 10km sind dann echt abenteuerlich. Diese Bezeichnung findet hier erstmals ihre Berechtigung. Gemessen an diesem Strassenabschnitt ist das der vergangenen Tage bloss Pipifax.
Zuerst gehts steil bergauf und ich muss den Allrad und die Geländeuntersetzung einschalten. Erst glauben wir, die Steigung geschafft zu haben, aber gerade als wir oben ankommen, sehen wir, dass dahinter noch ein weiterer Hügel liegt. Dann geht es bergab - und wie! Von Strasse kann keine Rede mehr sein, vielmehr ist es eine Geröllhalde und die Reifen suchen ihren eigenen Weg. Wollen wir anhalten, so laufen wir Gefahr, dass das Gefährt auf den Steinen weiter rutscht. Nach ein paar Minuten ist die Herausforderung zu unserer Erleichterung vorbei und wir legen die letzten Kilometer über Wiesen bis zum Ogii Nuur See zurück.


Ogii Nuur See
Wir stehen wieder nur ein paar Meter neben dem Ufer. Sabine nimmt sich Zeit, um mir die Haare zu schneiden.

Heute Abend beschliessen Vreni und ich, dass sie übermorgen nach Hause fliegt. Seit Riga leidet Vreni unter Rückenschmerzen, der alte Bandscheibenvorfall hat sich zurückgemeldet. Weder Medikamente, noch zwei ärztliche Behandlungen in Irkutsk haben eine nachhaltige Linderung gebracht. Die Behandlung zu Hause soll es Vreni ermöglichen, auf Peking oder Xian, das heisst in 3-4 Wochen zu mir zurück zu kehren, damit wir die Reise zusammen fortsetzen können. Morgen werden wir mit unserem Arzt telefonieren und dann, sobald wir in Ulaan Bataar sind, ein Flugticket besorgen.

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