06.07.2014  Sanddünen
Heute fahren wir zu den Sanddünen, eine Etappe von etwa 200km auf dem Weg nach Karakorum. Die Dünen sind vielleicht 10-20m hoch, also noch harmlos. Auf dem Weg erleben wir wieder viele schöne Landstriche.
Mich faszinieren die enormen Weiten und die sanften Hügel nsch wie vor. Zwischendurch treffen wir auch auf kleine Seen und Flüsse. Darin stehen regelmässig Pferde und trinken. In der Gegend um die Sanddünen treffen wir auch auf Kamele.
Unterwegs nutzen wir noch die Gelegenheit, in einem Minimarkt ein paar Dinge zum Leben einzukaufen. Die Auswahl ist klein und so beschränken wir uns aufs Notwendigste.
Die Strecke ist abenteuerlich und wir verlassen immer wieder die "Emmentaler-Piste" um auf den staubigen Naturstrassen zu beiden Seiten schneller und gefahrloser voran zukommen. Auf der asphaltierten Strasse lauern immer wieder tiefe Löcher, welche erst im letzten Moment sichtbar werden. Da hinein zu fahren wäre fatal. Reifen und Fahrgestell würden Schaden nehmen und dann wäre eine Weiterfahrt erst nach grossem Zeitverlust möglich. Also: Aufgepasst und nicht dösen beim Fahren!

Der Wind hat inzwischen zugenommen und entwickelt sich zu einem Sturm. Die Kamele kauern in stoischer Ruhe am Boden und trotzen dem Wind.
Bei dem herrschenden Sandsturm können wir den vorgesehenen Platz direkt bei den Dünen nicht belegen. Er würde unser Haus in Kürze einsanden. Also fahren wir etwas davon weg, gerade soweit wie es noch geht. Trotzdem dringt der feine Staub durch die Ritzen und belegt alle Flächen. Dann setzt noch der Regen ein und Sand mischt sich mit Wasser. Glücklicherweise schluckt die sandige Wiese den Regen und wir müssen nicht befürchten, am Morgen im Dreck stecken zu bleiben. Aus dem geplanten Meeting wird nichts.

Am nächsten Morgen halten wir ein kurzes Meeting, nur um die heutige Strecke und den Treffpunkt zu beschreiben. Inzwischen sind auch Nomaden mit Ihren Kamelen eingetroffen. Sie bieten uns Rundritte durch die Dünen an. Aber niemand ist interessiert - alle wollen weiter.
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07.07.2014  Karakorum (heute Charchorin)
Gegen Mittag treffen wir in Karakorum ein.
Karakorum, auch Qara Qorum (mongolisch für „schwarze Berge“) ist eine Ruinenstätte am Fusse des Changai-Gebirges.
Spätere Inschriften verbinden die Gründung von Karakorum mit Dschingis Khan im Jahr 1220. Die Rekonstruktion einer solchen Inschrift auf Bruchstücken einer Stele spricht von diesem Datum und der Bestimmung dieses Ortes für seine Residenz im Gebiet von Helin neben anderen Residenzen im gesamten Land. Doch der Orchon war und ist die Lebensader der ganzen Region, und an seinem Ufer lagen schon vor Dschinghis Khan die Zentren grosser vergangener Steppenreiche. Durch seine mit grosser Sicherheit jedoch nicht zufällige Ortsauswahl für eine weitere Residenz und erst spätere Stadtgründung gerade an dieser Stelle verblieb er ganz bewusst in der Tradition seiner Vorgänger. Die Zentren alter Mongolenreiche im Tal des Orchon markierten für die Mongolen schon damals die Mitte der Welt.

Erst unter Ugedai Khan, dem Sohn und Nachfolger Dschingis Khans, entwickelte sich Karakorum zur ersten Hauptstadt des Mongolenreiches. Von ihm wurde die bedeutende Residenz zu einer richtigen Stadt ausgebaut und ab 1235 zusätzlich mit einer Befestigungsanlage versehen. Dieser nachfolgende Khan wandelte dann die mongolische Raubnation unter anderem auch durch die Einführung von Staatskanzleien und den Bau eines Khanpalastes in dieser Stadt (1236 bis 1256) zu einem dauerhaft organisierten Staatswesen. Für die Mongolen ist Karakorum noch heute die Keimzelle und Geburtsstätte ihres Nationalstaates.

Nachdem wir in einer der vielen Essbuden Buuz, Khuushuur (beides Teigtaschen) und Nudelsuppe gegessen haben, sind wir bereit, das angrenzende Kloster zu besuchen.

Das Kloster Erdene Dsuu, auch Erdeni Joo genannt, wurde 1586 vom Fürsten Abtai Sain Khan erbaut. Innerhalb seiner quadratischen Außenmauer haben sich auf einem grossen Areal im Jahre 1870 etwa 62 Tempel im chinesisch-mongolischen Mischstil befunden. Das Kloster war damit eines der bedeutendsten buddhistischen Zentren Asiens. In der Zeit der kommunistischen Regierung der Mongolei sind jedoch die meisten Tempel vollständig zerstört worden. Einige Gebäude sind in den letzten Jahren rekonstruiert worden, die vollständige Wiederherstellung der Anlage erscheint auf absehbare Zeit jedoch nicht finanzierbar. Der Innenbereich der Klosteranlage wird aktuell auf Hinweise auf den ehemaligen Khanpalast archäologisch untersucht.

In der Nähe der genannten Klosteranlage wurden drei grosse steinerne Schildkröten gefunden. Die Forscher sind sich heute sicher, dass die Schildkröte damals das Wahrzeichen von Karakorum war. Schon in der chinesischen Tradition hat die Schildkröte eine grosse symbolische Bedeutung. Der gewölbte Panzer symbolisiert das Himmelsgewölbe und die flache Unterseite die Erde. Ausserdem ist die Schildkröte ein männliches Symbol, das auch alle vier Himmelsrichtungen verkörpert und als besonders langlebig angesehen wird.
Die Schildkröten gelten als Überreste des Khans-Palastes.

Alle bhuddistischen Tempel sind frei zugänglich. In einer findet ein Gottesdiest statt, da ist das Fotografieren unerwünscht. In einer Jurte sitzen einige Mönche und empfanden Besucher, welche sich in einer besonderen Lebenssituation beraten lassen. Am Ende der Beratung erhalten sie einen Zettel, anhand welchem sie dann beim Ausgang die Beratung bezahlen.
100, 2815
Der Besuch der Tempelanlage hat uns ermüdet und wir sind froh, jetzt auf den Stellplatz fahren zu können.
Aber bevor wir die Stadt verlassen wollen wir noch zum Einkauf. In der Nähe befindet sich ein Markt, in welchem die einheimischen sich versorgen. Der Platz davor ist kreuz und quer mit Autos verstellt. Jeder fährt auf den Platz, und mangels Bezeichnungen auf dem Naturboden, stellt jeder sein Fahrzeug so ab wie es gerade kommt. Also passe ich auf, dass ich so parken kann, dass wir nicht eingeklemmt werden können. Früchte und Gemüse sind inzwischen rare Artikel geworden. Hat man dann mal etwas davon gefunden, erweist es sich bei näherem Betrachten als angefault oder welk. Milch haben wir bis jetzt in der Mongolei noch nicht gefunden und so helfen wir uns halt mit der UHT, welche wir noch in Russland gekauft haben. In einem anderen Laden finden wir noch ein schän aussehendes Brot. Auf das erhoffte schöne Stück Fleisch wollen wir aber angesichts der Metzgerei verzichten.

Jetzt stehen wir direkt am Ufer des Orchon. Wenn wir auf dem Fenster schauen kommt es uns vor, als wären wir auf einem Schiff und sähen nur Wasser und das gegenüber liegende Ufer.

Christine feiert heute ihren Geburtstag - nach langer Zeit eindlich wieder ein Geburtstagsfest. Der Sekt fliesst reichlich und die Snacks sind vorzüglich - bis aufs Südtiroler Schüttelbrot ist alles in der Mongolei gekauft worden.

Die einbrechende Dunkelheit und der kalte Wind beenden den schönen Abend.
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