04.07.2014  Khustain Nationalpark
Unsere Reise geht vorerst weiter nach Westen. Nach etwa 50km auf der A1301 biegen wir auf eine sandige "Strasse" ab. Zwar haben wir die von der Reiseleitung erhaltene Koordinate noch nicht erreicht, aber das Navi zeigt nach links. Also schalte ich den Allrad ein und wir folgen dem Navi über Stock und Stein. Meistens besteht der Weg aus 2 Spuren mit einer Grasnarbe dazwischen, zwischendurch müssen wir durch Sand fahren. Um nicht stecken zu bleiben heisst es, rechtzeitig die Automaik auszuschalten und im ersten Gang zügig und ohne bremsen durchfahren. Dass wir dabei auf Bodenwellen nicht besonders Rücksicht nehmen können, anhalten wäre fatal, versteht sich von selbst und so sind wir halt auch dann und wann aus den Sitzen geflogen.
Für die 7km brauchen wir eine gute Stunde.

Wir stellen unser Fahrzeug am Rande der Feriensiedlung ab und erkunden die Umgebung. Da gibt es einerseits etwa 20 Jurten für Touristen und daneben ein Restaurant, in welchem wir dann später Abendessen wollen.

Vorerst aber noch zur weiteren Umgebung: da stehen auch einige Jurten, welche als Wochenendhäuser dienen. Die Bewohner haben die vorbeiführende Stromleitung angezapft, indem sie auf die Masten geklettert sind. Strom brauchen sie für alle die Gegenstände, welche die echten Nomaden auch heute noch kaum haben: Kühlschrank, Satelliten-TV, Ventilatoren etc.
Bei jeder Jurte ragt auch ein Ofenrohr aus der Dachmitte, weil immer noch mit Torf und Holz geheizt wird.

Dann sehe ich eine Familie in einem schwer beladenen UAZ vorfahren. Der Mann steigt aufs Dach und beginnt Möbelstücke und Decken abzuladen. Inzwischen ist auch die Frau mit ihren Kindern ausgestiegen und öffnet das Heck um Wasserbidon, Felle, Bettgestell und allerlei Teile für den Bau der Jurte auszuladen.
Fein - denke ich, jetzt kann ich den Aufbau einer Jurte live erleben und bestimmt interessante Bilder machen. Dann plötzlich belädt der Mann das Fahrzeug wieder und fährt ein Stück vor, um wieder mit dem Abladen zu beginnen. Es dauert nicht lange und das gleiche Spiel wiederholt sich, aber diesmal fahren sie weg. Offenbar hat ihnen der Ort nicht gefallen. Schade, es hat so interessant begonnen.

Später kommen dann die neugierigen Kinder zu uns, zuerst ein einzelnes Mädchen, und wir geben ihm ein paar Süssigkeiten. Dann dauert es aber nicht mehr lange und sie ziehen zu Dritte von Wagen zu Wagen, steigen hemmungslos hinein und erwarten, dass sie überall etwas bekommen. Aber nach einiger Zeit wird es für sie uninteressant und sie ziehen wieder fort.
Das geplante Folklorekonzert muss leider ausfallen weil die Musiker am Naadamfest auftreten. Wir nutzen die Gelegenheit, zusammen mit andern, wieder einmal im Restaurant zu essen.
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05.07.2014  Khustain Nationalpark, 2. Tag
Heute wollen wir es etwas ruhig angehen. Ein Tag ohne Fahren zwischendurch ist direkt Erholung. Einige von uns benutzen die Gelegenheit, mit den Pferden einen Ausritt zu machen. Die Pferde stehen schon seit langem bereit und sind, wie hier üblich eng beieinander angebunden. Sie finden keine Ruhe sondern müssen dauernd mit Kopf und Schweif die aufsässigen Fliegen vertreiben. Aber auch wir werden fast "gefressen" und der Versuch, mit einer Rauchspirale, welche Mücken vertreiben soll, scheitert, und so ziehen wir irgendwann den Platz im WoMo dem Sitzen im Freien vor.

Am Nachmittag begeben wir uns auf eine Erkundigungsfahrt, um die frei lebenden Przewalski-Pferde zu sehen. Wir steigen in einen UAZ, ein abenteuerliches Gefährt, welches uns an die Sowjetzeit erinnert.
UAZ steht für (Uljanowski Awtomobilny Sawod, „Uljanowsker Automobil-Fabrik“).
Etwas zur Geschichte dieses Fahrzeuges: es hat in der asiatischen Welt den gleichen Stellenwert wie bei uns der VW-Bus. 1950 stellte das Unternehmen den Prototyp UAZ-300 vor. Es handelte sich dabei um einen 1.5-Tonner für schwer zugängliches Terrain und auch den landwirtschaftlichen Einsatz. Ab 1958 wurde ein Kleintransporter aufgelegt, der UAZ-450. Er basierte technisch auf dem GAZ-69, der Motor mit stehenden Ventilen leistete 65 PS und brachte das Fahrzeug auf 90 km/h. Er verfügte über eine modern und zweckmässsig gestaltete Karosserie, war in verschiedensten Aufbauten von Pritschenwagen bis zum achtsitzigen Kleinbus lieferbar und wurde mit Allradantrieb ausgestattet.
Nach dem Ende der Sowjetunion wurde 1992 aus dem vormaligen Stalinwerk die Uljanowsky Awtomobilny Sawod PJST. 1993 ging ein neues Modell in Produktion, der UAZ-31514. Er war eine modifizierte Version des alten UAZ-469. Er besass im Gegensatz zu seinen Vorgängern ein Metalldach, höhenverstellbare Sitze und zeitgemässe Türgriffe.

Wir fahren also mit diesem robusten Gefährt in die Wildnis. Der Weg führt uns über abenteuerliche Wege, welche zeitweise nur noch im Ansatz als solche zu erkennen sind. Wo ein Durchkommen selbst für den UAZ schwierig wird, weicht der Fahrer einfach über die Weide aus. Plötzlich kreuzt ein Przewalski den Weg und wit halten sofort an. Aber inzwischen ist das Pferd schon zuweit weg. Wir beschliessen, zu warten, und hoffen, dass vielleicht noch weitere auftauchen. Die Fahrer suchen mit ihren Ferngläsern die Umgebung ab und entdecken doch noch ein paar Pferde, aber so weit entfernt, dass sie fürs ungeübte Auge kaum zu finden sind. Dann fahren wir weiter und entdecken hoch oben im Gelände weitere Pferde. Einige unverwegene Fotografen steigen hoch und schiessen bestimmt ein paar gute Bilder, vertreiben aber die Pferde.

Das Przewalski-Pferd, auch Takhi, Asiatisches Wildpferd oder Mongolisches Wildpferd genannt, ist die einzige Wildpferdart, die in ihrer Wildform bis heute überlebt hat. Benannt ist es nach dem russischen Expeditionsreisenden Nikolai Michailowitsch Prschewalski, der 1878 von einer seiner Expeditionen nach Zentralasien Haut und Schädel der in der westlichen Welt weitgehend unbekannten und wissenschaftlich noch nicht beschriebenen Wildpferdart nach St. Petersburg mitbrachte.
Das Przewalski-Pferd war zum Zeitpunkt seiner wissenschaftlichen Erstbeschreibung bereits sehr selten. Das letzte freilebende Przewalski-Pferd wurde 1969 gesehen. Das Przewalski-Pferd ist jedoch bis heute erhalten geblieben, da einige Grossgrundbesitzer und Zoos die Art in Gefangenschaft weiterzüchteten und später freisetzten.

Aber wir haben noch ein weiteres Ziel: steinerne Figuren, welche aus der Frühzeit stammen sollen. Wir fahren also weiter. Vorerst bleibt der Pfad steil, steinig und holprig. Dann erreichen wir eine Hochebene und fahren vielleicht 10km durch die Steppe. Die steinernen Figuren erweisen sich als nicht spektakulär und wir fragen uns, ob die Strapazen der Fahrt für Rücken und Kopf es wert waren.
100, 2815
Am Abend finden wir uns im Conference Room ein, einer Jurte mit Stühlen, um einen Vortrag in "mongolisch-englisch" (unverständliches Englisch) über den Nationalpark zu hören. Der anschliessende Film über das Leben der Mongolen war dann gut zu verstehen und sehr informativ.
Inzwischen ist es Nacht geworden und der Mond, steht am tiefblauen Himmel. Die meisten Touristen haben sich in ihre Jurten zurückgezogen und es ist still geworden. Nach einer warmen Dusche im Restaurantgebäude gehen wir in unser WoMo und beenden den Tag.