16.08.2014  Von Dunhuang in die Nähe von Hami
Ich beginne die Tagesetappe gerne zu früher Stunde. So kann ich die noch niedrigeren Temperaturen nutzen und der Verkehr ist auch noch nicht so hektisch.
In China gibt es nur "eine" Zeit, nämlich 6 Stunden später als in der Schweiz. Obwohl das Land sehr gross ist, will die Regierung (Demokratur!) keine verschiedene Zeitzonen um die Kontrolle des Landes zu vereinfachen. Das hat zur Folge, dass es zum Beispiel im Westen des Landes morgens um 8 Uhr noch dunkel ist, im Osten aber schon seit 2 Stunden hell. Die Menschen hier richten sich darum ihren Alltag so ein wie es für sie angenehm ist, also alles 1 bis 2 Stunden später.
Wir sind immer noch im Land der Melonen und jetzt sind auch noch Kürbisse in allen Formen und Farben dazugekommen. Beim Durchfahren der Dörfer sehe ich immer wieder Fuhrwerke und Karren bis oben hin beladen, welche die Ernte an eine zentrale Stelle liefern, von wo sie dann übers ganze Land verteilt wird.

Nach etwa 130 km auf der Landstrasse geht es wieder auf die G30. Bei wunderbarem Wetter bin ich auf schönen und schnellen Strassen unterwegs. Die Landschaft wechselt von flach zu gebirgig.
An einer Mautstelle treffe ich auf einen Laster, welcher die falsche Einfahrt genommen hat und stecken geblieben ist.
Unterwegs komme ich an einer Raststelle vorbei, an deren Einfahrt ein alter rostiger Tanklaster steht, welcher ab Schlauch Billigstdiesel verkauft. Der Preis liegt 1/3 unter dem Säulenpreis und wird wahrscheinlich von schlechtester Qualität sein - nichts für mich! Wenn die Laster dann schwarz qualmen stört dies niemand, Hauptsache die Karre läuft möglichst billig. Aber auch die anderen Gebäude in der Raststelle sind sehenswert. Hier werden Motoren, Getriebe, Reifen - einfach alles im Freien "repariert". Jedenfalls will die Reklame uns das weismachen.

Die Strecke nennt sich "Green Channel". Was hier grün ist, ist mir rätselhaft. Zu beiden Seiten erstreckt sich der Sand bis zum Horizont. Nur manchmal fahre ich an einer felsigen Abwechslung vorbei oder es taucht eine Moschee aus dem Nichts auf.

Ich treffe als Erster am neuen Stellplatz, in unmittelbarer Nähe eines alten Signalturms, ein. Diese Signaltürme finden sich alle etwa 50 km entlang der Seidenstrasse und dienten dem schnellen Weiterleiten von Informationem nach Peking. So sollen Depeschen innerhalb von 24 Stunden die Hauptstadt erreicht haben.

Nachdem alle angekommen sind, machen wir ein kurzes Meeting um den nächsten Tag zu besprechen. Dann feiern wir mit viel Leberstreichwurst, Essiggurken und schwarzem Dosenbrot, alles aus der pfälzischen Heimat mitgebracht, Gerhilds Geburtstag.

Nur noch 1x schlafen!
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17.08.2014  Nach Turpan (Turfan)
Heute ist unser 29. Hochzeitstag und ich beginne den Tag ohne Vreni.
Sie sitzt seit gestern Abend im Flieger und kommt wieder nach China um mit mir weiterzureisen.

Ein letzter Blick auf den Signalturm im Licht des Sonnenaufgangs und ich fahre los. 400 km sind zu bewältigen und ich fahre mit minimalen Pause zum Ziel, wo ich für 2 Nächte ein Hotelzimmer direkt beim Stellplatz gebucht habe.

Unterwegs ruft mich Vreni aus Peking an. Sie ist gut zwischengelandet und wartet jetzt auf den Weiterflug nach Urumqi, der Hauptstadt der Provinz Uigurien. Zuerst gabe es etwas Verwirrung wegen dem neuen Flugticket, das sie aber mit ihrem Pass schnell ausdrucken lassen konnte.

Nach der Ankunft um 13 Uhr beim Hotel putze ich den Rest des WoMos, damit es bei Vrenis Ankunft auch möglichst sauber ist, soweit das in dieser staubigen und sandigen Gegend überhaupt möglich ist. Dann bringe ich noch die Wäsche ins Hotel, damit sie morgen gewaschen zurück kommt.
Gerade jetzt ist Vreni in Urumqi gelandet, eine halbe Stunde zufrüh und darum wartet der Taxifahrer mit dem Schild "VERENA KELLER" noch nicht beim Ausgang. Wieder wurden ein paar Telefons zwischen Vreni, Arthur, dem Fahrer und mir erforderlich, bis die Weiterfahrt nach Turfan möglich wurde.

Um 18 Uhr treffen wir Reisende uns in einem für uns bereitgestellten Aufenthaltsraum und halten Meeting. Anschliessend feiern wir Sabines Geburtstag mit viel Sekt und Häppchen. Von sicherer Warte aus beobachte ich die Hoteleinfahrt und als dann das Taxi endlich einfährt, eile ich zum Eingang hinunter, ohne dass jemand bei der lockeren Stimmung davon Kenntnis genommen hat.

Endlich halte ich Vreni wieder in meinen Armen und wir beide sind glücklich, dass wir die Reise gemeinsam fortsetzen dürfen.

Dann betreten wir zusammen den Aufenthaltsraum und es dauert nur einen Augenblick, bis die Anwesenden uns bemerken. Mit viel Applaus wird Vreni begrüsst. Nachdem alle sie gedrückt und geküsst haben spricht Arthur noch ein paar Wort und gratuliert uns auch zum Hochzeitstag. Artem überreicht uns im Namen des Teams einen wunderbaren Blumenstrauss, mit Blumen, welche wir auf der Seidenstrasse nie erwartet hätten.
18.08.2014  Turpan
Turpan ist ein Regierungsbezirk im Zentrum des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang im Westen der Volksrepublik China. Er liegt in einer Senke (Turpan-Senke) der östlichen Ausläufer des Tianshan-Gebirges. Die Turpan-Senke liegt an ihrer tiefsten Stelle, an den Ufern des Aydingkol-Sees, 154.50 m unter dem Meeresspiegel. Damit ist sie, nach dem Toten Meer und dem Assalsee, die dritttiefste Senke der Erde.

Am zweiten Tag hier in Turpan starten wir zu einer Exkursion zur alten Garnisonstadt Jiao-he auf einem über 30 m hohen Felsplateau im Yarnaz-Tal gelegen. Die Stadt hat eine sehr lange Geschichte und erlebte von der Zeit der Sechzehnkönigreiche bis in die Zeit der Nördlichen Dynastien im Gaochang-Reich und in der frühen Tang-Zeit ihre Blütezeit. Es sind die Ruinen ehemaliger Privat- und Verwaltungsgebäude zu sehen, am Nordrand sind Reste zweier buddhistischer Klöster und eines grossen Stupas zu sehen.

Danach fahren wir wieder in die Stadt zurück um das Bewässerungssystem der Stadt zu betrachten.
Das Bewässerungssystem von Turfan ist ein besonderes unterirdisches Brunnensystem zur Bewässerung. Sogenannte Karez-Bewässerungssysteme, die in China bis auf die Zeit der Westlichen Han-Dynastie zurückgehen, gibt es in China vor allem in Turpan, Hami (Kumul) und Kutscha (Kuqa). Das persische Wort Qanat (bzw. Karez;,  Pinyin Kan'erjing) bezeichnet waagerecht in den Berg gegrabene Stollen bzw. horizontale Brunnen. Durch sie wird das Schmelzwasser aus den Bergen in unterirdischen Kanälen vor Verdunstung geschützt in die Oasen geleitet.
Im Turpan-Becken sind davon über 1000 anzutreffen. Durch dieses Bewässerungssystem kann man das tiefe Grundwasser, das aus dem geschmolzenen Schnee des Tianshan-Gebirges stammt, ableiten. Die Tiefe eines Brunnens beträgt bis zu 70 m und die Länge eines unterirdischen Kanals rund 10 km. Die Kanäle des Bewässerungssystems von Turpan besitzen eine Gesamtlänge von ca. 5'000 km.
Auf dem rückweg sehen wir in einem Bazar noch, wie die Trauben aufgehängt werden um sie trocknen zu lassen.

Uiguren
Die uigurische Autonome Republik wurde 1955 gegründet. Die Uiguren sind türkischer Herkunft. Die meisten leben im Süden von Xinjiang und sind Bauern. Die in der Stadt lebenden Uiguren sind meistens Handwerker und Händler. Sie leben in der Regel in ebenerdigen Häusern, welche sie aus luftgetrockneten Lehmziegeln selbst bauen. Zur Einrichtung gehören das Ofenbett und Teppiche an Wänden und Böden, sowie wenige Möbelstücke. In der warmen Jahreszeit findet das Leben bis spät in die Nacht in Bazaren und den von Pappeln beschatteten Strassen statt. Die Uiguren sind für ihre Gastfreundschaft bekannt. Zur festlichen Bewirtung gehören gegrilltes Hammelfleisch und oft ein halbes Dutzend verschiedener Obstsorten, darunter die lokalen Trauben. Was die Essensbräuche und Reinheitsgebote angeht, sind die Muslime strengen Tabus unterworfen. Sie lehnen Schweine-, Hunde- und Eselfleisch ab und verweigern sogar den Verzehr von Hammel- und Ziegenfleisch wenn die Tiere nicht nach dem Ritual geschächtet wurden.
Vor jedem Gottesdienst ist eine Reinigungszeremonie durchzuführen. Beim Essen müssen die Hände vorher und nachher gewaschen werden. Es gilt als Zeichen der äussersten Missachtung, wenn man während des Essens die Nase putzt, spuckt oder gähnt. Auch darf der Gast die tTafel nicht eher verlassen, als dass der Tisch aufgeräumt ist. Es gilt als unhöflich, neugierig in Pfannen und Töpfe zuschauen oder diese sogar zu berühren.


Gegen Abend halten wir unser Meeting ab um die für morgen anstehende Durchquerung der Wüste Taklamakan vorzubereiten. Alle Tanks, Wasser und Diesel sollen voll sein, desgleichen die Batterien des WoMos. Jedes Fahrzeug soll auch über genügend Trinkwasser verfügen.
So gerüstet sind wir startbereit.